Der Mozart Defekt
Ich nehme an, daß die werten Leser mit dem Mozart-EffektTM (no kidding!) vertraut sein dürften. Kurz: Die Beschallung mit Musik von "(1756-1791)" bringt das Gehirn dazu, magische Dinge zu machen. IQs erhöhen sich, Synapsen wachsen usw usf. Wenigstens ist das die Prämisse findiger Geschäftsleute, die sich auf zweifelhafte Studien beziehen. (Hier im kritischen Befund nachzulesen.) Darin heißt es u.a.:
- Zunächst empfehle ich eine Dosis der frühen Symphonien, Mozart mit 15, 16, 17 - nett. Das Gehirn entspannt sich bis in den Schlafzustand. Wer davon nicht genug hat, der sollte zusätzlich Klavierkonzerte Nos. 5 oder 6 in seinen Diätplan integrieren.
- Nächster Schritt: Ein paar Ensemblestücke aus Zaide und Rezitative aus La Clemenza di Tito. Authentische Mozart-Musik natürlich - vielleicht findet man auch einige drittklassige Aufnahmen von Trios oder Klaviersonaten auf Billiglabels. Je weniger ein eigenständiger Musiker zwischen uns und der Magie Mozarts steht, desto besser. Optional: Klarinettenkonzert.
- Was für Föten gut ist, muß bei Kleinkindern Wunder wirken. Jeder typische Vier- bis Achtjährige will mindestens 2x am Tag mit der Höllenfahrtsszene des Don Giovanni konfrontiert werden: "Don Giovanni - a cenar teco m'invitasti, e son venuto!". Der Auftritt des Commendatore zeigt dem kleinen Menschen, daß sich das sündige Leben nicht auszahlt. Zur besseren Wirkung unbedingt Zusammenhang schildern und Text übersetzen! (Verstörungsfaktor irgendwo zwischen W. Busch und Grimms Märchen)
(Empfehlung: Gottlob Frick als Commendatore unter C.M.Giulini (EMI))
- Zuletzt, da wir uns im klaren darüber sind, daß Bach, Haydn und Konsorten niemals mit unserem Gehirn machen, was Mozart damit anstellt, empfehle ich, die letzten Symphonien (Nos. 36, 38-41) und das Requiem (K.626) wenigstens beim Duschen, Kochen, Bügeln, Trainieren, Lesen, Staubsaugen, Fräsen, Holzhacken und natürlich Fernsehen zu hören. Nichts hilft dem Gehirn mehr als dramatische Hintergrundmusik bei völlig anderen Tätigkeiten. Je mehr Tonquellen, desto drastischer das Ergebnis. Deshalb hören Sie am besten mehrere Mozartstücke auf einmal. Man will ja sichergehen, daß man den Mozart Effekt auch ordentlich für sich nützt.
Seien Sie sich aber dessen bewußt, daß jegliche andere Musik, die Sie von Mozart ablenken könnte, zu 87% den Effekt zunichte machen wird (Zahlen sind aus einer fünfminütigen Testphase an einer Person hochgerechnet).
Falls Sie also dieser Tage genug von Mozart haben, drehen Sie lieber ganz ab.
UPDATE: In der Redaktion fragt man sich, ob Leopold Mozarts Musik eigentlich des Namens wegen auch den Mozart Effekt auslöst. Könnte jemand die Frage an die Experten weiterleiten. Danke.
Campbell has authored 18 books, a series of spoken tapes, and 16 albums incorporating Mozart’s music. The small commercial empire includes the recently published Mozart Effect for Children, which explains, in a chapter entitled “Twinkle Twinkle, Little Neuron,” that Mozart’s music enhances the network of connections forming in the infant brain. His recordings, one of which features Don Giovanni for the developing fetus, have sold over two million copies.Mit herkömmlichen Mitteln ist dem Irrsinn ("To Shaw, Mozart is not a musical genius; he’s a magic genius whose music rains down brief moments of enhanced brainpower.") wohl nicht beizukommen. Also stürzen wir uns ins Vergnügen, und bedienen uns bei Mozart selbst.
- Zunächst empfehle ich eine Dosis der frühen Symphonien, Mozart mit 15, 16, 17 - nett. Das Gehirn entspannt sich bis in den Schlafzustand. Wer davon nicht genug hat, der sollte zusätzlich Klavierkonzerte Nos. 5 oder 6 in seinen Diätplan integrieren.
- Nächster Schritt: Ein paar Ensemblestücke aus Zaide und Rezitative aus La Clemenza di Tito. Authentische Mozart-Musik natürlich - vielleicht findet man auch einige drittklassige Aufnahmen von Trios oder Klaviersonaten auf Billiglabels. Je weniger ein eigenständiger Musiker zwischen uns und der Magie Mozarts steht, desto besser. Optional: Klarinettenkonzert.
- Was für Föten gut ist, muß bei Kleinkindern Wunder wirken. Jeder typische Vier- bis Achtjährige will mindestens 2x am Tag mit der Höllenfahrtsszene des Don Giovanni konfrontiert werden: "Don Giovanni - a cenar teco m'invitasti, e son venuto!". Der Auftritt des Commendatore zeigt dem kleinen Menschen, daß sich das sündige Leben nicht auszahlt. Zur besseren Wirkung unbedingt Zusammenhang schildern und Text übersetzen! (Verstörungsfaktor irgendwo zwischen W. Busch und Grimms Märchen)
(Empfehlung: Gottlob Frick als Commendatore unter C.M.Giulini (EMI))
- Zuletzt, da wir uns im klaren darüber sind, daß Bach, Haydn und Konsorten niemals mit unserem Gehirn machen, was Mozart damit anstellt, empfehle ich, die letzten Symphonien (Nos. 36, 38-41) und das Requiem (K.626) wenigstens beim Duschen, Kochen, Bügeln, Trainieren, Lesen, Staubsaugen, Fräsen, Holzhacken und natürlich Fernsehen zu hören. Nichts hilft dem Gehirn mehr als dramatische Hintergrundmusik bei völlig anderen Tätigkeiten. Je mehr Tonquellen, desto drastischer das Ergebnis. Deshalb hören Sie am besten mehrere Mozartstücke auf einmal. Man will ja sichergehen, daß man den Mozart Effekt auch ordentlich für sich nützt.
Seien Sie sich aber dessen bewußt, daß jegliche andere Musik, die Sie von Mozart ablenken könnte, zu 87% den Effekt zunichte machen wird (Zahlen sind aus einer fünfminütigen Testphase an einer Person hochgerechnet).
Falls Sie also dieser Tage genug von Mozart haben, drehen Sie lieber ganz ab.
UPDATE: In der Redaktion fragt man sich, ob Leopold Mozarts Musik eigentlich des Namens wegen auch den Mozart Effekt auslöst. Könnte jemand die Frage an die Experten weiterleiten. Danke.
syro0 - Sat, 16.02.2008, 11:07