syro0.twoday.net : topic:Les-belles-lettres
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2008-11-17T19:25:02Z
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...
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Et sais-tu ce qui m'occupe,<br />
Jeanne? c'est que j'aime mieux<br />
La moindre fleur de ta jupe<br />
Que tous les astres des cieux.<br />
<br />
(V. Hugo)
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Victor Hugo: Quand les guignes...
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Quand les guignes furent mangées,<br />
Elle s'écria tout à coup:<br />
- J'aimerais bien mieux des dragées.<br />
Est-il ennuyeux, ton Saint-Cloud!<br />
<br />
On a grand-soif; au lieu de boire,<br />
On mange des cerises; voi,<br />
C'est joli, j'ai la bouche noire<br />
Et j'ai les doigts bleus; laisse-moi. --<br />
<br />
Elle disait cent autres choses,<br />
Et sa douce main me battait.<br />
O mois de juin! rayons et roses!<br />
L'azur chante et l'ombre se tait.<br />
<br />
J'essuyai, sans trop lui déplaire,<br />
Tout en la laissant m'accuser.<br />
Avec des fleurs sa main colère,<br />
Et sa bouche avec un baiser.
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2008-09-30T07:15:00Z
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Dämliche Lieblingssätze #2
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Endlich eine Kategorie, für die kaum Aufwand betrieben werden muß; lächerliche Sätze, die irgendwie doch was haben finden sich auf Schritt und Tritt, etwa in John Clelands <i>Fanny Hill</i> (1749):
<blockquote>One evening I cannot help remembering, that, returning home from him with a spirit he had raised in a circle his wand had proved too weak to lay, as I turned the corner of a street, I was overtaken by a young sailor. (p. 177)</blockquote>
Das <i>double entendre</i> ist natürlich beabsichtigt, und Fannys Flucht vor der Impotenz des Liebhabers führt zu einer der wenigen humorvollen (und echt witzigen) Sexszenen des Buches, doch die lakonische Koketterie des obigen Satzes gepaart mit der grotesken Metapher und dem geringfügig unglaubwürdigen <i>nauta-ex-machina</i> erreicht einen Gipfel des Lächerlichen.<br />
<br />
Wieso zum Teufel funktioniert es aber trotzdem? Zum einen ist da die makellose Kadenz der luftdicht aneinandergereihten Nebensätze: jede geringfügige Änderung zerstört das Satzgefüge; aber auch etwas viel subtileres: der fließende Wechsel der Tonart mitten im Satz. <br />
<br />
Der Kontext ist einer der Satire. Man wird annehmen, daß der sexbesessene aber weitgehend impotente Liebhaber, der auf den Seiten zuvor eingehend geschildert wird, im 18. Jahrhundert nicht ganz ernstzunehmen war. Zu deutlich unterscheidet er sich von all jenen kraftstrotzenden Mannsbildern, deren "Waffen" beinahe dem Willen ihrer Besitzer gehorchen. Mit der Matrosen-Episode schließlich verlegt der Autor sich auf die Parodie, wie es scheint. Er treibt die Klischees auf die Spitze, während er dem Leser wohlverdient Humoristisches serviert (die folgende Szene arbeitet vor allem mit der Seemannssprache). <br />
<br />
Doch gleichzeitig scheint es, als wäre es die Icherzählerin Fanny selbst, die sich parodiert, denn sie setzt so selbstverständlich mit dem unklaren "I cannot help remembering" ein, als wäre es pure Ironie. Der Leser mag den Eindruck haben, sie erfindet die Geschichte schnell, um von der traurigen Obsession des Impotenten abzulenken. Doch die Sache ist noch komplexer. Der fantastische Aspekt ist freilich schnell ins Spiel gebracht, mit dem Zauberstab und dem magischen Kreis. Die Metapher repräsentiert natürlich vor allem die sexuelle Erregung der Protagonistin, doch ihre wörtliche Bedeutung ist trotz ihrer Lächerlichkeit essentiell für die Passage. Der "spirit", der Geist, der noch nicht besänftigt ist, lockt den Leser innerhalb weniger Momente so weit von seinem Realitätsanspruch weg, daß es ganz natürlich, ja beinahe notwendig erscheint, daß ums Eck ein Matrose wartet, der nun den Exorzismus vornimmt. <br />
Um nicht unkontrolliert ins Profane zu kippen, scheinen die Vergleiche mit einem Kampf auf hoher See, einem Sturm usw beinahe notwendig. Der Text hat zwar in den folgenden Absätzen immer wieder eine realistische Komponente, doch es scheint die Sprache selbst zu sein, die ihr eigenes Spiel spielt: die Parodie, die sich auf diese eine groteske, irreale Szene beschränkt, die kurze Episode eines ungeduldigen Koitus ("canting up my petticoat and shift, [I] bared my naked posteriors to his blind and furious guide. It forces its way between them, and I feeling pretty sensibly that it was not going by the right door and knocking desperately at the wrong one, I told him of it: 'Pooh,' says he, 'my dear, any port in a storm.'" p. 178), nutzt die Gunst des Augenblickes, um ihren Schabernack zu treiben, und verschwindet dann wieder in der teils satirischen teils feierlichen Grundstimmung. Als die Madame des Bordells, wo Fanny arbeitet, sie mit der Gefahr von Geschlechtskrankheiten konfrontiert, ist man jedenfalls endgültig wieder auf dem Boden dieser speziellen Realität angelangt.<br />
<br />
(Zitate nach: John Cleland: Fanny Hill. Or, Memoirs of a Woman of Pleasure. Edited with an Introduction by Peter Wagner. London: Penguin 2001)
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2008-07-28T09:07:00Z
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Dämliche Lieblingssätze #1
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"Der Alte lächelte ganz seltsam, legte die Hand auf Traugotts Schulter und sprach leise und bedächtig: "Ihr wißt also nicht, daß ich der deutsche Maler Godofredus Berklinger bin, und die Figuren, welche Euch so zu gefallen scheinen, vor sehr langer Zeit, als ich noch ein Schüler der Kunst war, selbst malte?"<br />
<br />
E.T.A. Hoffmann: "Der Artushof", in: Ders.: Die Serapions-Brüder. München: Winkler 1963, p. 155
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2008-07-02T14:30:00Z
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Pun or Anachronism?
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Beim erneuten Lesen von Flauberts <i>L'Éducation sentimentale</i> fiel mir wieder auf, was ich schon beim letzten Mal geahnt hatte - nur weiß ich bis heute nicht, ob es ein Zufall ist, oder ein bewußtes Wortspiel Flauberts:
<blockquote>Il avait fait à l'École une autre connaissance, celle de M. de Cisy, enfant de grande famille et qui semblait une demoiselle, à la gentillesse de ses manières. <br />
M. de Cisy s'occupait de dessin, aimait le gothique. [...] Il riait beaucoup à la moindre plaisanterie, et montrait une ingénuité si complète, que Frédéric le prit d'abord pour un farceur, et finalement le considéra comme un nigaud. [I, iii, p. 40]</blockquote>
Man wird leicht durchschauen, daß es sich hier um eine nicht sehr differenzierte Darstellung eines Homosexuellen handelt, noch bevor es von ihm heißt: "Deslauriers prenait les femmes comme une distraction, rien de plus. M. de Cisy avait à leur endroit toute espèce de crainte." [I, v, p. 77]. <br />
Was mich nun nicht losläßt ist die Frage, ob "Cisy" von Flaubert bewußt dem englischen "sissy" nachgebildet ist, dessen Hauptbedeutung (neben dem Diminutiv für "sister") im <i>Webster's Third</i> "an effeminate man or boy" lautet. <br />
Ich habe kein OED zur Hand, um zu überprüfen, ob der Begriff schon in den 1860ern geläufig war, oder ob es sich um einen Zufall, vielleicht sogar eine Analogiebildung (d.h. Flaubert verwendet den Diminutiv von "sister" für einen Mann) handelt. <br />
Jedenfalls scheint mir der Name auf eine gewisse Art sehr gut gewählt.
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2008-02-03T16:13:00Z
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Un po' di petrarchismo, ironico, osceno
http://syro0.twoday.net/stories/4621522/
Madonna, per ver dire,<br />
s'io vel facessi, che io possa morire:<br />
perché so che sapete<br />
che ne la vulva vostra<br />
sovente Amor con le piattole giostra;<br />
poi sì grande ano avete,<br />
che v'entrarebbe tutta l'età nostra.<br />
E tu, Amor, senza giurar mel credi,<br />
che egualmente le puzza il fiato e i piedi.<br />
Adunque, per ver dire,<br />
s'io vel facesse, che possa morire.<br />
<br />
[Pietro Aretino, <i>Dialogo nel quale la Nanna insegna alla Pippa...</i> (1536)]
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2008-01-16T20:58:00Z
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Un peu holprig, n'est-ce pas?
http://syro0.twoday.net/stories/4454450/
"C'est que l'on ne sait pas ici ce que c'est que de Bergers de votre sorte."<br />
<br />
Charles Sorel: Le berger extravagant... Paris: Chez Toussainct du Bray 1627 (von mir modernisiert) p. 140
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2007-11-16T15:44:00Z
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A Minute for Poetry: "Wind and Window Flower" (Robert Frost)
http://syro0.twoday.net/stories/4306496/
Lovers, forget your love, <br />
And list to the love of these,<br />
She a window flower, <br />
And he a winter breeze.<br />
<br />
When the frosty window veil <br />
Was melted down at noon,<br />
And the cagèd yellow bird <br />
Hung over her in tune,<br />
<br />
He marked her through the pane, <br />
He could not help but mark,<br />
And only passed her by, <br />
To come again at dark.<br />
<br />
He was a winter wind, <br />
Concerned with ice and snow,<br />
Dead weeds and unmated birds, <br />
And little of love could know.<br />
<br />
But he sighed upon the sill, <br />
He gave the sash a shake,<br />
As witness all within <br />
Who lay that night awake.<br />
<br />
Perchance he half prevailed <br />
To win her for the flight<br />
From the firelit looking-glass <br />
And warm stove-window light.<br />
<br />
But the flower leaned aside <br />
And thought of naught to say,<br />
And morning found the breeze <br />
A hundred miles away.
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2007-09-29T22:52:00Z
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He's kidding, right? Right?
http://syro0.twoday.net/stories/4292361/
"Je voulus à son exemple faire de l'encre de sympathie. Pour cet effet après avoir rempli une bouteille plus qu'à demi de chaux vive, d'orpiment et d'eau, je la bouchai bien. L'effervescence commença presque à l'instant très violemment. Je courus à la bouteille pour la déboucher, mais je n'y fus pas à temps; elle me sauta au visage comme une bombe. J'avalai de l'orpiment, de la chaux; j'en faillis mourir. Je restai aveugle plus de six semaines, et j'appris ainsi à ne pas me mêler de physique expérimentale sans en savoir les éléments."<br />
<br />
Jean-Jacques Rousseau, <i>Les Confessions</i>, Livre 5, [Ed. Gagnebin, Raymond. Paris: Gallimard 1973, p. 280]<br />
<br />
[Ich wollte nach seinem Vorbild unsichtbare Tinte machen. Zu diesem Zweck füllte ich eine Flasche mehr als zur Hälfte mit ungelöschtem Kalk, Orpiment und Wasser, und verstöpselte sie gut. Die Reaktion begann beinah im gleichen Moment sehr heftig. Ich rannte zur Flasche, um sie zu entstöpseln, aber war nicht rechtzeitig dort; sie flog mir ins Gesicht wie eine Bombe. Ich schluckte Orpiment und Kalk; ich wäre beinah daran gestorben. Ich blieb für mehr als sechs Wochen blind, und lernte so, mich nicht mit Experimentalphysik zu beschäftigen, ohne dabei die Einzelheiten zu kennen. ]
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2007-09-25T13:48:00Z
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Lyrisches Intermezzo
http://syro0.twoday.net/stories/4289964/
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2007-09-24T20:03:00Z
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"Mes années sont mes secrétaires..."
http://syro0.twoday.net/stories/4284654/
"Pourtant il me semble que ma mémoire, chargée de me verser mes souvenirs, ne m'a pas trop failli: avez-vous beaucoup senti la glace de l'hiver dans ma narration? trouvez-vous une énorme différence entre les poussières éteintes que j'ai essayé de ranimer, et les personnages vivants que je vous ai fait voir en vous racontant ma première jeunesse? Mes années sont mes secrétaires; quand l'une d'entre elles vient à mourir, elle passe la plume à sa puînée, et je continue de dicter; comme elles sont soeurs, elles ont à peu près la même main."<br />
<br />
[F.-R. de Chateaubriand, <i>Mémoires d'outre-tombe</i>, Livre dix-huitième, Chap. 9 - zitiert nach Ed. J.-C. Berchet, Paris: Garnier 1992, T.2, p. 317]
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2007-09-23T00:02:00Z
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Die Erinnerung
http://syro0.twoday.net/stories/4220965/
Une chose m'humilie : la mémoire est souvent la qualité de la sottise; elle appartient généralement aux esprits lourds, qu'elle rend plus pesants par le bagage dont elle les surcharge. Et néanmoins, sans la mémoire, que serions-nous? Nous oublierions nos amitiés, nos amours, nos plaisirs, nos affaires; le génie ne pourrait rassembler ses idées; le coeur le plus affectueux perdrait sa tendresse, s'il ne se souvenait plus; notre existence se réduirait aux moments successifs d'un présent qui s'écoule sans cesse; il n'y aurait plus de passé. Ô misère de nous! notre vie est si vaine qu'elle n'est qu'un reflet de notre mémoire. <br />
<br />
François-René de Chateaubriand. <i>Mémoires d'outre-tombe</i>, Livre II, Chap. 1 <br />
[zitiert nach Ed. J.-C. Berchet. Paris: Garnier 1989, Tome I, p. 227 (Le Livre de Poche)]
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2007-09-02T00:06:00Z
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pru:nz ən(d) prizəm
http://syro0.twoday.net/stories/4214189/
'I think, father, I require a little time.'<br />
'Papa is a preferable mode of address,' observed Mrs General. 'Father is rather vulgar, my dear. The word Papa, besides, gives a pretty form to the lips. Papa, potatoes, poultry, prunes, and prism are all very good words for the lips: especially prunes and prism. You will find it serviceable, in the formation of a demeanour, if you sometimes say to yourself in company--on entering a room, for instance-- Papa, potatoes, poultry, prunes and prism, prunes and prism.'<br />
<br />
Charles Dickens, <i>Little Dorrit</i> Ch. 5
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2007-08-30T15:58:00Z
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Agnes Miegel: Die Mär vom Ritter Manuel (1907)
http://syro0.twoday.net/stories/4182594/
[ich weiß, die Ballade ist lang, aber sie ist es zweifellos wert, ihr ein paar Minuten Zeit zu widmen]<br />
<br />
<br />
Das ist die Mär vom Ritter Manuel,<br />
Der auf des fremden Magiers Geheiß<br />
Sein Haupt in eine Zauberschale bog,<br />
Und als er's wieder aus dem Wasser zog,<br />
Da seufzte er und sprach: "Mein Haar ist weiß,<br />
Gebrochen meine Kraft. O allzulange<br />
Qualvolle Wanderschaft!" Die Höflingsschar,<br />
Die ringsum stand, rief: "Dunkel ist dein Haar,<br />
Frage den König!" <br />
.................................Staunend sprach und bange<br />
Da der Verzauberte: "O Herr, die Zeit<br />
Ist hold und spurlos dir vorbeigeglitten!<br />
Als ich vor zwanzig Jahren fortgeritten,<br />
warst du wie heut. An dem gestickten Kleid<br />
Trugst du den Gürtel mit den Pantherschließen<br />
Und an der Hand den gleichen Amethyst."<br />
"Erzähle", sprach der Fürst und sprach's voll List,<br />
"Was dir begegnet, seit wir uns verließen!"<br />
Der Arme sann, und seine Augen waren<br />
Wie Kinderaugen, noch vom Traum befangen.<br />
"König, ich bin so weit von euch gegangen,<br />
So vieles sah ich! Und in späten Jahren,<br />
An dunklen Wintertagen und in schwülen<br />
Hochsommernächten will ich dir erzählen<br />
Von allem. Und vor deinen stillen Sälen<br />
Soll meines bunten Lebens Brandung spülen.<br />
Nur jetzt noch laß mich schweigen. <br />
................................................................ Denn ein Gram<br />
Durchrüttelt mich, den nie ein Mensch gekannt.<br />
Sieh, ich verließ mein Weib in jenem Land,<br />
Und weiß es nicht mehr, welchen Weg ich kam,<br />
Und weiß den Namen jenes Landes nicht,<br />
Wo sie im Fenster kauernd, kinderschmal,<br />
Aus dem Kastell hinabspäht in das Tal,<br />
Bis jäh die Felsen glühn im Abendlicht<br />
Und jäh erbleichen. Durch das samtne Dunkel<br />
Der Nacht strahlt freundlich einer Ampel Schein,<br />
Und Führer meiner Wanderschaft zu sein,<br />
Und purpurn glänzt wie ein Rubingefunkel<br />
In ihrem Licht des Bergstroms dunkle Flut.<br />
Sein Name nur? Sehr seltsam klang er, wie<br />
Der Felsen Name, uralt wie auch sie. <br />
Und jene Frau, die mir im Arm geruht, --<br />
Weh, meine Liebe kann sie nicht mehr rufen,<br />
Der süße Laut entglitt mir, wie im Tann<br />
Dem Schlafenden entglitt der Talisman,<br />
Den sie mir umhing auf des Schlosses Stufen!"...<br />
<br />
Dann schrie er auf und hielt des Königs Knie<br />
Wie ein um Hilfe Flehender umklammert.<br />
Der sprach, -- und er war bleich und ernst -- : "Mich jammert<br />
Der Qual des armen Narrn, die zu mir schrie.<br />
Magier, tritt vor! Zerbrich des Zaubers Bann!"<br />
Der König wartete. Die Diener liefen<br />
In allen Gängen hin und her und riefen,<br />
Die Ritter sahn sich groß, verwundert an.<br />
Denn keiner fand den Magier. Einge schwuren,<br />
Sie hätten an dem Springbrunn ihn gesehn<br />
Murmelnd die goldne Zauberschale drehn, --<br />
Doch in dem Sande sah man keine Spuren.<br />
<br />
Und wie die Stürme auf dem hohen Meer<br />
Das längstverlaßne Wrack des Seglers jagen,<br />
So trieb durch Jahre voller Sorg und Fragen<br />
Erinnerungsqual den Grübelnden umher,<br />
Bis ihn beim Jagen einst ein fremd Geschoß,<br />
Vielleicht aus Mitleid, in die Schläfe traf.<br />
Still wie ein Kind sank er ins Moos zum Schlaf<br />
Und stammelte, eh er die Augen schloß:<br />
"Tamara!" Und er starb. <br />
...........................................Die Zeit verrann.<br />
Doch einmal abends klang im Hof Geklirr<br />
Von vielen Waffen, und ein bunt Geschwirr<br />
Landfremder Sprachen. Und ein brauner Mann,<br />
Sehr alt und fürstlich, dessen welke Hand<br />
Auf seidnem Kissen trug der Herrschaft Zeichen,<br />
Trat vor den König wie vor seinesgleichen<br />
Und rief: "Wo ist, nach dem wir ausgesandt,<br />
Mein König Manuel, Tamaras Gatte,<br />
Den sie in ihrem Felsenschloß beweint?<br />
Westwärts ging ich, soweit die Sonne scheint,<br />
Bis ich zu deinem Reich gefunden hatte.<br />
Hier, sprach der sternenkundige Magier, werde<br />
Ich meinen Herren finden. -- Weise mich,<br />
Daß ich ihn krönen kann!"<br />
.............................................. Da neigte sich<br />
Der König still, griff eine Handvoll Erde<br />
Aus einer Schale, drin die Rosen blühten,<br />
Und wies sie stumm dem Suchenden.<br />
......................................................................Der stand<br />
Ganz lange still. Dann schlug er sein Gewand<br />
Weit um den Kronreif, dessen Steine sprühten,<br />
So schritt er aus dem Saal.<br />
.................................................. Ein Klaggesang<br />
Kam langgezogen, trostlos durch die Nacht.<br />
Dann ein Geklirr und Hufgetrappel, sacht<br />
Und langsam, -- bis auch das im Sturm verklang.<br />
<br />
In jener Nacht, bei seiner Kerzen Qualmen<br />
Saß lang der König auf. Sein Page schlief<br />
Und schrak empor, denn eine Stimme rief:<br />
"Sieh, keine Antwort find ich in den Psalmen!<br />
Erbarmer aller Welt, sprich: was ist Schein?"...<br />
Und lange vor dem Kruzifixe stand<br />
Der König starr, mit ausgestreckter Hand. --<br />
<br />
So sagt der Page. Doch er ist noch klein,<br />
Furchtsam und hat den Kopf voll Märchenflausen...
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2007-08-20T17:56:00Z
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A Minute for Poetry
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eines meiner liebsten Gedichte... <br />
<br />
<b>"Memorabilia" (Robert Browning)</b><br />
<br />
Ah, did you once see Shelley plain, <br />
And did he stop and speak to you<br />
And did you speak to him again? <br />
How strange it seems and new!<br />
<br />
But you were living before that, <br />
And also you are living after;<br />
And the memory I started at -- <br />
My starting moves your laughter.<br />
<br />
I crossed a moor, with a name of its own <br />
And a certain use in the world no doubt,<br />
Yet a hand's-breadth of it shines alone <br />
'Mid the blank miles round about:<br />
<br />
For there I picked up on the heather <br />
And there I put inside my breast<br />
A moulted feather, an eagle-feather! <br />
Well, I forget the rest.
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Copyright © 2007 syro0
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