Musik

Friday, 9. February 2007

Underdog Live Albums [Teil 2]

1. John Cale: Sabotage (Live), CBGB's New York, Juni 1979


Seine Jobs als Produzent für die Modern Lovers und Patti Smith scheinen Spuren bei John Cale hinterlassen zu haben. Im Juni 1979 spielt er mit einer jungen Band lauten, aggressiven, zynischen Rock auf Punkbasis im CBGB's. Das Ergebnis ist auf Sabotage (Live) zu hören. Nicht so hart wie sie manchmal eingeschätzt wird, ist die Platte dennoch vergleichsweise ungestüm. Umso faszinierender, daß derselbe Mann Paris 1919 gemacht hat.

2. Leonard Cohen: Live Songs, 1970, 1972


Wenn Leonard Cohen 1970-1972 eins nicht war, dann ist das gemütlich. Der manische Irrsinn, der bei Nummern wie "Please Don't Pass Me By (A Disgrace)", 13 Minuten lang, mitschwingt ist ebenso beunruhigend wie faszinierend. Wer Cohen auch nur ansatzweise für einen Folk-Songwriter hält, wird seine Meinung hiernach revidieren müssen. Dazu gibts ein Paar bekannte Songs, "Tonight Will Be Fine", "Bird On The Wire" und eine tieftraurige Version von "Nancy".

3. Lou Reed, John Cale & Nico: Le Bataclan '72


John Cale hat nur einen kurzen Set (3 Songs, einer davon "The Biggest, Loudest, Hairiest Group Of All") an diesem Abend, der die interessanten (sorry, Moe Tucker) Mitglieder von Velvet Underground wiedervereint. Der Rest gehört Lou Reed (5) und Nico (6). John Cale verspielt sich hie und da ["I'm Waiting For My Man"], Lou Reed auch, unüberhörbar stoned. Der Sound ist sowieso schwach, und alles in allem wärs keine Erwähnung wert, wär die Musik nicht so unsagbar geil. Ach ja, Lou Reed nennt Berlin seinen "Barbra Streisand song". Man sollte froh sein, daß die Herrschaften das nicht öfter machten.

4. Townes Van Zandt: A Gentle Evening With TVZ, 26.11.1969


Jetzt einen Gang zurückschalten, mit dieser frühen Aufnahme von Townes, vor seiner Alkoholkrankeit, vor seinen besten Alben noch, im Jahr 1969 (26. November, Carnegie Hall). Man hat schon reichlich Versionen von "Talking Thunderbird Wine Blues" und "The Ballad Of Ira Hayes" gehört, eher selten "Rake", "Lungs"; die unglaublich sanfte und berührende Folge von "Like A Summer's Thursday" -- "Second Lover's Song" -- "She Came And She Touched Me" ist aber unerreicht im beachtlichen Katalog von Livealben, die TVZ aufweist. Allein deshalb lohnt sich A Gentle Evening. "Tecumseh Valley" und "Talking KKK Blues" vervollständigen den Set. Dann gibts noch einen (durchschnittlichen) Witz.

5. -------

Was kann jetzt noch kommen?
Der leise Wunsch, Neil Youngs brilliantes 1973er Time Fades Away endlich auf CD veröffentlicht zu sehen. Anders als bei On The Beach und ein paar anderen Platten aus jener Zeit, die erst vor wenigen Jahren auf CD erschienen, und bei denen Neil angeblich auf bessere Klangmöglichkeiten als die Compact Disc gewartet hatte, ist ihm Time Fades Away zu schmerzhaft. Ich respektiere das. Man hat entweder einen Bootleg oder eine alte Vinylpressung. Allein, es ist schon schad drum.

Thursday, 1. February 2007

Underdog Live Albums [Teil 1]

Nach Turntables Ankündigung einer Best-Of-Live Liste, habe ich hier ein paar großartige Liveplatten, die's wohl nie in die Top10 schaffen würden (ohne wertende Reihung):

1. Joy Division: Les Bains Douches, Paris, 18.12.1979


Die bessere der beiden bei Alchemy erschienen Joy Division Livealben. Vor allem die erste Hälfte ist ungestüm, laut, und mitreißend. Eine Seite von JD, die weniger bekannt ist.

2. Captain Beefheart & His Magic Band: Live At My Father's Place (11.12.1978)


Natürlich wär die vor Jahren erschienene Rhino-Handmade-Edition dieses Konzerts besser als der "anstrengende" Sound dieses Bootlegs, aber nicht nur wer sich durch Stooges-Live-Boxsets gehört hat, weiß, daß es noch VIEL ärger geht, und Beefheart ist umwerfend gut drauf.

3. ABBA: Live [1977-1981]


Und niemand kann mir erzählen, daß nicht die meisten der Songs, die sich hier finden, mindestens so gut wie die Studioversionen, oft lebhafter und emotional überzeugender sind. Leider gibts kein "S.O.S.", und "I Have A Dream" ist auch hier unerträglicher Weltverbesserungs-Musical-Dreck, aber der Rest ist 1A.

4. Ike & Tina Turner: Live In Paris, Olympia 1971


Die Show ist wunderbar, von den Anheiz-Nummern mit Ike und den Ikettes, bis zu Tinas Auftritt, die dann ungefähr alles, das groovt, zum besten gibt, von "Son Of A Preacher Man" (obwohl man ihr die Unschuldige kaum abnimmt), "Come Together", bis "Honky Tonk Women" und der legendären Version von "I've Been Loving You Too Long" mit lasziver Dialogeinlage zwischen Ike und Tina (teilweise auch im Stones-Film Gimme Shelter zu sehen). Geil!

5. Miles Davis: Miles In Berlin [25.9.1964]


Ganz recht: das ist das zweite Miles-Davis-Quintet (Miles mit Wayne Shorter, Herbie Hancock, Ron Carter und Tony Williams) in einer frühen Aufnahme in Berlin. Im Vergleich zu den späteren Gigs (vgl. etwa die Live At The Plugged Nickel Box) noch beinahe zahm, aber wie die Liner Notes [Michelle Mercer] unübertrefflich feststellen: "The music shimmers and shines in this 'Sternstunde'". Nuff said.

Saturday, 27. January 2007

Die Besten Singles der 1960er

Ich hatte überlegt, EINE Liste mit den besten Singles der 60er zu erstellen; wer will sich damit schon quälen. Deshalb gibts eine Liste für JEDES Jahr der 60er, mit 5 Songs und der Aufforderung an andere, zusätzlich Vorschläge zu machen [vgl dazu auch die Alben-Diskussion von Turntable ]

EDIT: Habe die Singles, damit's interessanter wird, auch noch kommentiert

I: 1960
1. Roy Orbison: Only The Lonely
[ein geiler Song; nicht zu verwechseln mit der Nummer, die Frank Sinatra bekannt gemacht hat]
2. Ben E. King: Spanish Harlem
[manche Quellen sagen, der ist von 1961, ist mir aber wurscht. Einer der ersten Songs, bei denen Phil Spector seine Finger im Spiel hat.]
3. Elvis Presley: Are You Lonesome Tonight?
[Ganz ehrlich, 1960 war die große erste Elvis-Phase schon vorbei, aber Lonesome ist trotzdem "a leiwande schnuizn"]
4. Sam Cooke: Chain Gang
[Huh! ha! - gewinnt vor "What A Wonderful World", ist ungefähr so kurios wie cool. Für Interessierte empfehle ich auch die Version auf Live at the Harlem Square Club]
5. Chuck Berry: Bye Bye Johnny
[Chuck schickt Johnny B. Goode nach Hollywood. Damit sind die 50er vorbei]

II: 1961
1. The Marvelettes: Please Mr. Postman
[insgeheim bevorzuge ich diesen frühen Motown-Geniestreich der späteren Beatles-Version]
2. Wilson Pickett & The Falcons: I Found A Love
[Picketts erster Aufschrei, es werden weitere folgen]
3. Chuck Berry: Come On
[Die Nummer, die letzten endes die erste Stones Single werden sollte, aber das Original ist eben das Original]
4. Roy Orbison: Running Scared
[The Big O, als er noch glaubwürdig war]
5. Elvis Presley: Can't Help Falling In Love
[Wise men say only fools rush in, im übrigen von Alexander Pope -- For Fools rush in where Angels fear to tread, An Essay On Criticism, l. 625]

III: 1962
1. Sam Cooke: Bring It On Home To Me
["if you ever change your mind/ about leaving, leaving me behind/ baby bring it to me/ bring your sweet lovin/ bring it on home to me" siehe hierzu auch Van Morrisons Version auf "It's Too Late To Stop Now"... auch Aretha hat eine tolle Jazzfassung davon aufgenommen (auf Soul '69)]
2. James Brown: Lost Someone
[quintessentiell; die beste Brown-Single]
3. The Beatles: Love Me Do
[ja, ich weiß, die erste, nicht die beste, aber trotzdem erwähnenswert]
4. Ben E. King: I (Who Have Nothing)
[creepy. Der ehemalige Drifters-Sänger auf seinem Höhepunkt. Nur Linda Jones sollte mit ihrer Version noch eins draufsetzen]
5. Marvin Gaye: Hitch Hike
[eine frühe Gaye Single, die Nummer gibts auch von Martha and the Vandellas]

IV: 1963
1. The Crystals: Da Doo Run Run
[das Jahr des Phil Spector: "I met him on a Monday and my heart stood still/ da doo run run run da doo run run/ Somebody told me that his name was Bill/ da doo run run run da doo run run" is it dumb enough? fragt der Meister -- ein Geniestreich des understatement]
2. The Beatles: She Loves You
[endlich sind die Beatles wirklich geil. She loves you yeah yeah yeah]
3. The Ronettes: Be My Baby
[Spector #2, trotz Verwendung in Dirty Dancing geil. Für uns andere gibts ja noch Mean Streets]
4. The Drifters: On Broadway
[ohne Worte]
5. Sam Cooke: Another Saturday Night
[nochmal Cooke, flüssig und geil, und keine Frau zum tanzen da...]

V: 1964
1. Them: Gloria
[vielleicht Hyperbole, aber G-L-O-R-I-I-I-I-I-I-A rockt härter als alles andere 1964]
2. Otis Redding: Mr. Pitiful
[die erste einer Reihe von umwerfenden Singles von Otis, die hier leider nicht alle berücksichtigt werden konnten]
3. The Beatles: I Feel Fine
[auch die Beatles hatten 1964, und 1965 und 1966 und 1967 und 1968 und 1969 mehr zu bieten, aber I Feel Fine war schon irgendwie eine ihrer größten Singles]
4. The Zombies: She's Not There
[Ihr Album Odessey and Oracle ist eine der am wenigsten beachteten großen Alben 1968, ein paar Jahre zuvor diese erste geniale Single]
5. Martha & The Vandellas: Dancing In The Street
[mit einem fetten Bläsersatz wischen Martha and the Vandellas jede noch so penetrante Erinnerung an die unmögliche Jagger-Bowie-Version der Nummer aus den frühen 80er weg.]

[phew!]

VI: 1965
1. The Rolling Stones: (I Can't Get No) Satisfaction
[der Klassiker, als Hommage an Otis Redding gedacht, der auch kurz darauf eine umwerfende eigene Version davon eingespielt hat]
2. Bob Dylan: Like A Rolling Stone
[viel Text, sehr viel Text, über siamesische Katzen undsoweiter, aber ein so toller Groove, daß Greil Marcus ein ganzes Buch darüber schrieb]
3. The Beatles: Ticket To Ride
[Auch 1965 fällts schwer, sich für eine Beatles Single zu entscheiden]
4. The Who: My Generation
[zweifellos ein Klassiker, der keine weitere Begründung notwendig hat]
5. Wilson Pickett: In The Midnight Hour
[Pickett beginnt, den R&B zu dominieren]

VII: 1966
1. The Beach Boys: Good Vibrations
[habe dazu schon einmal einen Eintrag geschrieben, einfach perfekt]
2. Ike & Tina Turner: River Deep Mountain High
[Phil Spector erkannte das volle Potential von Tinas Stimme und schrieb diesen wahnsinnigen Song.]
3. Wilson Pickett: Mustang Sally
[Es ist in Wahrheit nur Picketts Stimme, die diese Version besser macht als das Orginal der Young Rascals. Die sind es übrigens durchaus wert, gehört zu werden]
4. The Supremes: You Keep Me Hangin' On
[Diese Gitarren, dieser Rhythmus, und Diana Ross]
5. The Rolling Stones: Paint It Black
[Düster; der Moment, wo sich die Stones von ihren Vorbildern lösten]

VIII: 1967
1. Aretha Franklin: Respect
[neben Respect waren da auch noch der Titelsong zum ersten Album I Never Loved A Man The Way I Loved You und Do Right Woman, Do Right Man... schwere Entscheidung]
2. The Rolling Stones: Let's Spend The Night Together
[die Stones sehr direkt]
3. The Beatles: Penny Lane/Strawberry Fields Forever
[Ich gebe zu, eher wegen Strawberry Fields, aber bei einer Doppel-A-Seite ist das egal. Der best Beatles Song, I Am The Walrus war zwar auch auf einer Single, aber Hello Goodbye soll nicht mal dafür in diese Liste ;-) ]
4. The Kinks: Waterloo Sunset
[ich war nie ein großer Kinks-Fan, aber Waterloo Sunset ist ein Meisterstück von Ray Davies]
5. Buffalo Springfield: Mr. Soul
[ein früher Neil Young Song, dargeboten von seiner damaligen Band, ziemlich schmutzig und stoned]

IX: 1968
1. Simon & Garfunkel: Mrs Robinson
[OK jetzt wirds problematisch... aber Mrs Robinson ist schon irre gut. Auch in The Graduate]
2. Love: Alone Again Or
[Man kennt vielleicht die Coverversion von Calexico, das Original ist besser.]
3. Jimi Hendrix: All Along The Watchtower
[Hendrix covert Dylan, hat dadurch einen Text, der nicht ganz so peinlich ist (Purple Haze, anyone?) und rockt rockt rockt]
4. Wilson Pickett: Mini Skirt Minnie
Dusty Springfield: Son Of A Preacher Man
[Man traut sich kaum, wegen Pulp Fiction, aber Dusty ist großartig]
5. Marvin Gaye: I Heard It Through The Grapevine
Aretha Franklin: (Sweet Sweet Baby) Since You've Been Gone
[68 ließ meine Konzentration nach, scheint's, hab ich doch tatsächlich Jumpin' Jack Flash vergessen. Damn. Aber Aretha ist so geil, da müssen nicht nur die Stones sondern auch Marvin Gaye zurückstecken]

X: 1969
1. Elvis Presley: Suspicious Minds
[ein letztes unpeinliches Aufflammen des King of Rock n Roll bevor er zum King of Las Vegas wurde. From Elvis In Memphis ist sein bestes Album, Suspicious Minds die beste Single]
2. The Rolling Stones: Honky Tonk Women
[Die Rockversion ist besser als der Country Honk auf Let It Bleed, aber ist das ein Wunder bei dem Riff und der Stimme?]
3. The Beatles: Get Back/ Don't Let Me Down
[Ungewohnte Klänge von den Beatles, aber nichtsdestotrotz brilliant]
4. The Rolling Stones: You Can't Always Get What You Want
[Die Stones kriegen zwei Einträge, aber verschiedener als die zwei hier aufgenommenen Singles geht's kaum, und besser auch nicht]
5. Led Zeppelin: Whole Lotta Love
[Wir sind schon beinah in den 70ern mit Ansätzen von Stadionrock, langhaarigen Bands, und exzessivem Chauvinismus, aber wir wollen mal den Sound Jimmy Pages nicht unterschätzen, der den Klang von Hardrock praktisch erfunden hat.]

That's it, folks!

Wednesday, 24. January 2007

MUSIC MEME

Ich weiß schon, daß meine Leserschaft nicht die größte ist. Trotzdem gehe ich das Risiko ein und kreiere das folgende Musik Meme -- zu nominieren sind jeweils 3 Leute.


1. Drei Alben, ohne die zu Leben schwer vorstellbar wäre.

2. Drei Singles, die man gehört haben muß.

3. Die beste Liveplatte/DVD

4. Eins der ganz großen Alben, bei dem man nie kapiert hat, was alle daran finden.

5. Ein Instrument, das niemals (oder nur in Ausnahmefällen) ein Solo spielen sollte.

6. Eine Lieblingsplatte, die man kaum jemandem zu empfehlen wagt.

7. Etwas ganz und gar ausgefallenes, gutes. Stichwort: Geheimtip.

8. Ein großartiger Musikmoment im Kino.

9. Ein ganz böser Musikmoment im Kino.
Meine Antworten:
1. Leonard Cohen: Songs of Love and Hate -- Bruce Springsteen: The Wild, The Innocent and the E-Street Shuffle -- Bob Dylan: Blonde On Blonde
2. The Supremes: You Keep Me Hangin' On -- The Beach Boys: Good Vibrations -- The Rolling Stones: Brown Sugar
3. Van Morrison: It's Too Late To Stop Now
4. Marvin Gaye: What's Going On
5. Schlagzeug
6. Abba: Gold - Greatest Hits
7. Young Marble Giants: Colossal Youth
8. Die Super-8-Filmaufnahmen am Anfang von Scorseses Mean Streets und dazu Be My Baby von den Ronettes
9. Das Ende von Jerry Maguire: Tom Cruise und Renée Zellweger sind versöhnt, das blöde Kind wirft den Baseball und Cameron Crowe (Regisseur) hat nichts besseres zu tun, als Dylans "Shelter From The Storm" auf den Soundtrack zu legen.
Ich nominiere: Martin, Rucola, Gisi

Friday, 12. January 2007

Too good not to be blogged

Thanks to Kyle Gann

Monday, 11. December 2006

Österreichischer Musikjournalismus

Es ist vielleicht ein Allgemeinplatz, daß der Musikjournalismus in diesem Land (was die Tageszeitungen angeht ohne Einschränkung, in den Fachblättern beinahe durchwegs) nichts taugt. Daß dies aber nun auch schon international anerkannt wird, ist mir schmerzhaft neu.
Nun, was solls, Alex Ross, dessen Blogeintrag es ist, der hier verlinkt wurde, ist einer der besten Musikjournalisten weltweit, und solang der New Yorker seine Artikel online stellt, und man nicht auf das Printprodukt (überteuert u.a. bei Thalia zu bekommen) zurückgreifen muß, sehe ich das Problem nur bedingt. Allerdings wundert es mich seit geraumer Zeit, wieso Raunzer (wie Schachinger und Fluch beim Standard), und eine riesige Menge blasser nichtssagender Schreiberlinge so viel Platz bekommen, um heiße Luft in Druckerfarbe umzuwandeln.

Das Problem ist nicht nur Popmusik: hierzu finden sich Online diverse Quellen, nicht zuletzt Sasha Frere-Jones vom New Yorker, der als einer von wenigen wirklich über Musik, und nicht über das Image einer Band, den eigenen Elitarismus oder die gute alte Zeit schreibt, sondern auch neue komponierte Musik ("klassische", wenn man so will)

Kein Wort etwa im Standard über die Uraufführung von Alexander Wagendristels Fruit, die mich im Musikverein beeindruckt hat (und da wären wir sogar noch bei den großen Veranstaltungsräumen), nur ein paar abwertende Worte zu Maria Schneider, deren Werke einen ganz eigenständigen Klangkosmos bilden.
Ebenso natürlich in den anderen Publikationen.

Dann muß man sich eben wieder bei den internationalen ernstzunehmenden Kollegen umschaun, mir solls recht sein.

Thursday, 30. November 2006

Konzertkritiken

Ich habe irgendwann letzte Woche angekündigt, Kaija Saariahos neues "Oratorium" La passion de Simone zu besprechen, nachdem ich es am 28.11. angesehen habe. Nur: ich habe es gar nicht gesehen, da ich meine Karte einer unschuldigen Bekannten angedreht und mich selber vor dem Werk gedrückt habe.

Nicht jedoch, weil ich Schlechtes davon erwartet hatte [obwohl weder lokale noch internationale Kritiker sich ausdrücklich für das Stück erwärmt haben], sondern weil meine Konzertwoche sonst noch voller gewesen wäre.

Da war Maurizio Pollini im Konzerthaus (25.11.), mit durchschnittlichem Mozart (K 423) und wunderbarem Berio in der ersten Hälfte (beeindruckende Versionen der Sequenze für Flöte und Fagott sowie das Stück Altra voce), danach mitreißender Schönberg (Drei Klavierstücke Op.11) und sterbenslangweiliger Beethoven (die Hammerklaviersonate, Op.106). Mehr ist dazu beinah nicht zu sagen.

Am 27.11. gab das Ensemble Kontrapunkte eine Reihe moderner Kompositionen im Musikverein unter Anwesenheit der Komponisten, darunter die Uraufführung von Fruit von Alexander Wagendristel, ein ordentlich groovendes Stück als faszinierende Synthese verschiedener Stile, das wenig überzeugende Via von Anselm Schauffler, ein Doppelkonzert für Klarinette und Fagott mit Begleitung des Orchesters op.72 von Iván Eröd, mit spätromantischen Einflüssen applausmäßig der Favorit des Wiener Publikums, wenn auch nicht meiner, sowie das abartig witzige Riffs von Guido Mancusi, wo betrunkene Walzer und Zirkusmusikfetzen durch die Takte wanken. Ich habe herzlich gelacht.

Zuletzt sei Maria Schneider erwähnt, die am Freitag abend (1.12.) ihr neues Werk Cerulean Skies im Konzerthaus präsentiert [die Dame leitet eine Big Band und schreibt großartige Stücke dafür, falls man sie nicht kennen sollte. --- Ein Interview letztens in der New York Times ist leider schon gebührenpflichtig]
Dazu aber wirklich eine vollständige Kritik.

Saturday, 18. November 2006

Peter Sellars

Der Mann tut was für die moderne Musik. Das New Crowned Hope - Festival (ich werde am 28.11. Kaija Saariahos La Passion de Simone sehen, und darüber berichten), für das Sellars verantwortlich zeichnet, bietet ein exzellentes Programm, u.a. Uraufführungen und Erstaufführungen selten gehörter Komponisten, dafür muß man dankbar sein. In einem Interview mit dem Profil Ausgabe 45, 2006 jedoch redet er, mit Verlaub, Unsinn:

Profil: Sie mischen seit Jahren Theater- und Opernstars mit Laien oder Halbprofessionellen, geben Ihrer Arbeit einen stark sozialpolitischen, interventionistischen Anstrich. Woher kommt das?

Sellars: Für mich ist das nichts Besonderes. Man muss sich doch fragen: Warum sollte man so etwas nicht machen? Es ist seltsam, dass ich das immer wieder erklären muss - ausgerechnet in Wien, wo mit Beethoven, Mozart und Haydn drei der politisch wirksamsten Komponisten arbeiteten, die je gelebt haben. Diese drei haben ganz offen versucht, die Welt besser zu machen. Sie sind von der Idee ausgegangen, dass ein wirklich brillantes Streichquartett tatsächlich die Welt ändern könnte. Kunst ohne sozialen Plan halte ich für absurd. Jede "apolitische" Interpretation Mozarts frappiert mich zutiefst: Wie kann man nicht sehen, was bei Mozart auf jeder einzelnen Seite steht?



Muß man da noch betonen, daß gerade Streichquartette im späten 18. Jahrhundert ausschließlich fürs Musizieren im privaten Kreis bestimmt waren (ähnlich wie zB Klaviersonaten) und daß erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts öffentliche Aufführungen stattfanden? Somit hätten Mozart et al schlummernd politisch komponiert, oder wie? Was bei Mozart "auf jeder einzelnen Seite steht" sind Noten, herrlich aufeinander abgestimmt vielleicht, aber doch Noten. Man sollte die Kunst dafür nehmen, was sie ist, und ihr kein (sozial)politisches Korsett umschnallen. Solche Ideen sind das genaue Gegenteil von dem, was die Musik der genannten Meister auszeichnet: nämlich im besten Falle Zeitlosigkeit und Allgemeingültigkeit ALS KUNST.

Friday, 17. November 2006

Dudley Moore parodiert Beethoven

Disclaimer: Personen, die musikalische Parodien grundsätzlich, die von klassischer Musik, gar Beethoven, im speziellen, nicht witzig finden, werden hiermit gebeten, ihre einschlägigen Kommentare zurückzuhalten.




[Link von A.C.Douglas, der ihn seinerseits von hier hat.]

Wednesday, 25. October 2006

WEIRD AL im Palindrommodus

Weird Al Yankovichs brilliante Parodie von Dylans Subterranean Homesick Blues, darauf hingewiesen hat Alex Ross, vielen Dank.

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ich verstehe diesen eintrag...
ich verstehe diesen eintrag noch immer nicht...
roland_and_his_burning_nose - 27. Apr, 21:26
dort gibt es zweifellos...
dort gibt es zweifellos weiße anzüge, hawaiihemden,...
syro0 - 18. Dec, 13:00
2009 wird ein Abba museum...
2009 wird ein Abba museum mit ca. 750 erinnerungsstücken...
turntable - 17. Dec, 22:29
polyphon sogar: ich bemerke...
polyphon sogar: ich bemerke erst jetzt einen gewissen...
syro0 - 26. Nov, 15:56
diesem Hausverstand pfeift...
diesem Hausverstand pfeift doch das schwein! grüße:-)
turntable - 25. Nov, 23:11
très charmant
très charmant
gizzy duststar - 17. Nov, 20:25
lol!
lol!
roland_and_his_burning_nose - 11. Nov, 18:41
danke für die ehre, welche...
danke für die ehre, welche mir zuteil wird. grüße
turntable - 2. Nov, 17:02

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Matador (Pedro Almodóvar)

Ladri di biciclette (Vittorio de Sica)

Nicht nur auf Italienisch wünschenswert

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