Peter Sellars
Der Mann tut was für die moderne Musik. Das New Crowned Hope - Festival (ich werde am 28.11. Kaija Saariahos La Passion de Simone sehen, und darüber berichten), für das Sellars verantwortlich zeichnet, bietet ein exzellentes Programm, u.a. Uraufführungen und Erstaufführungen selten gehörter Komponisten, dafür muß man dankbar sein. In einem Interview mit dem Profil Ausgabe 45, 2006 jedoch redet er, mit Verlaub, Unsinn:
Profil: Sie mischen seit Jahren Theater- und Opernstars mit Laien oder Halbprofessionellen, geben Ihrer Arbeit einen stark sozialpolitischen, interventionistischen Anstrich. Woher kommt das?
Sellars: Für mich ist das nichts Besonderes. Man muss sich doch fragen: Warum sollte man so etwas nicht machen? Es ist seltsam, dass ich das immer wieder erklären muss - ausgerechnet in Wien, wo mit Beethoven, Mozart und Haydn drei der politisch wirksamsten Komponisten arbeiteten, die je gelebt haben. Diese drei haben ganz offen versucht, die Welt besser zu machen. Sie sind von der Idee ausgegangen, dass ein wirklich brillantes Streichquartett tatsächlich die Welt ändern könnte. Kunst ohne sozialen Plan halte ich für absurd. Jede "apolitische" Interpretation Mozarts frappiert mich zutiefst: Wie kann man nicht sehen, was bei Mozart auf jeder einzelnen Seite steht?
Muß man da noch betonen, daß gerade Streichquartette im späten 18. Jahrhundert ausschließlich fürs Musizieren im privaten Kreis bestimmt waren (ähnlich wie zB Klaviersonaten) und daß erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts öffentliche Aufführungen stattfanden? Somit hätten Mozart et al schlummernd politisch komponiert, oder wie? Was bei Mozart "auf jeder einzelnen Seite steht" sind Noten, herrlich aufeinander abgestimmt vielleicht, aber doch Noten. Man sollte die Kunst dafür nehmen, was sie ist, und ihr kein (sozial)politisches Korsett umschnallen. Solche Ideen sind das genaue Gegenteil von dem, was die Musik der genannten Meister auszeichnet: nämlich im besten Falle Zeitlosigkeit und Allgemeingültigkeit ALS KUNST.
Profil: Sie mischen seit Jahren Theater- und Opernstars mit Laien oder Halbprofessionellen, geben Ihrer Arbeit einen stark sozialpolitischen, interventionistischen Anstrich. Woher kommt das?
Sellars: Für mich ist das nichts Besonderes. Man muss sich doch fragen: Warum sollte man so etwas nicht machen? Es ist seltsam, dass ich das immer wieder erklären muss - ausgerechnet in Wien, wo mit Beethoven, Mozart und Haydn drei der politisch wirksamsten Komponisten arbeiteten, die je gelebt haben. Diese drei haben ganz offen versucht, die Welt besser zu machen. Sie sind von der Idee ausgegangen, dass ein wirklich brillantes Streichquartett tatsächlich die Welt ändern könnte. Kunst ohne sozialen Plan halte ich für absurd. Jede "apolitische" Interpretation Mozarts frappiert mich zutiefst: Wie kann man nicht sehen, was bei Mozart auf jeder einzelnen Seite steht?
Muß man da noch betonen, daß gerade Streichquartette im späten 18. Jahrhundert ausschließlich fürs Musizieren im privaten Kreis bestimmt waren (ähnlich wie zB Klaviersonaten) und daß erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts öffentliche Aufführungen stattfanden? Somit hätten Mozart et al schlummernd politisch komponiert, oder wie? Was bei Mozart "auf jeder einzelnen Seite steht" sind Noten, herrlich aufeinander abgestimmt vielleicht, aber doch Noten. Man sollte die Kunst dafür nehmen, was sie ist, und ihr kein (sozial)politisches Korsett umschnallen. Solche Ideen sind das genaue Gegenteil von dem, was die Musik der genannten Meister auszeichnet: nämlich im besten Falle Zeitlosigkeit und Allgemeingültigkeit ALS KUNST.
syro0 - Sat, 18.11.2006, 15:27