Wednesday, 5. December 2007

Sort-of-Playlist

Eine Beobachtung vielmehr: unlängst passierte es, daß ich nächtens (nicht allzu spät) zu Fuß durch kalten feuchten Wind heimging und das "Gloria" aus Beethovens Missa Solemnis auf dem mp3-Player hörte. Die Rekontextualisierung und Neukombination suggerierte wie selbstverständlich ein Gefühl, als würde ein Kamerateam außerhalb der Gloriole dieser oder jener Straßenlaterne warten und bald ein europäischer Martin Scorsese den Take beenden.
In Wahrheit war's jedenfalls erhebend genug, um darauf hinzuweisen, daß zuviel Frömmelei angesichts dieser (und anderer) ursprünglich religiöser Musik (*) meist eher hinderlich ist. Musik ist Musik, der Rest ist Beiwerk. Transzendenz hat mit lateinischen Meßtexten nichts zu tun. Ein Hoch auf Ludwig van.

(*) Ein wenig Realismus läßt uns daran denken, daß die Kirche und diverse fromme Herrscherfiguren eine gute Geldquelle waren. Es sei dahingestellt, ob musikalische Experimente geduldet wurden. Beethoven selbst wurde ja bei weitem nicht zum gewünschten Termin fertig.

[PS: Ich habe gerade noch verhindern können, daß dieser Blog mittlerweile auf Donnerstags-Updates reduziert wird - spiele aber mit dem Gedanken, eine Einmannzeitschrift (monatlich?) zu gestalten, nach dem formalen (wenn auch nicht inhaltlichen) Vorbild des 18. Jahrhunderts. Dazu später mehr. Vielleicht nächsten Donnerstag.]

Thursday, 29. November 2007

Playlist #26, 29.11.07

Das seit Jahren auf CD vergriffene 1970er Album von Captain Beefheart & The Magic Band Lick My Decals Off, Baby wurde ohne viel Aufsehens im Laufe des heurigen Jahres auf Vinyl wiederveröffentlicht. Sobald mir diese Tatsache bekannt geworden, begab ich mich auf den Weg ins Rave-Up und erstand die Platte. Zur Zeit höre ich wenig anderes... brillant.

Thursday, 22. November 2007

Re: Aretha am Piano

Der Kommentar zur Instrumentalversion von "Young, Gifted and Black" auf Oh Me Oh My: Aretha Live In Philly 1972, den ich im vorhergehenden Eintrag leichtfertig angebracht habe, bedarf eigentlich näherer Erläuterung.
Der Set, "recorded live at the National Association of Television & Radio Announcers Convention, Philadelphia, PA (1972)" ist nicht vollständig dokumentiert; somit gibt es auch keine direkte Information darüber, wer auf welchem Track spielt. Davon abgesehen liegt es nahe, zu vermuten, daß Aretha selbst irgendwie an einem Song, der einen wesentlichen Teil (ca. 7 Minuten) ihrer Show ausmacht, und als Instrumental angelegt ist, beteiligt war - zusätzlich, weil das Lied Nina Simones für Aretha bedeutsam genug war, ihr 1972er Album danach zu benennen.

Die einzigen konkreten Anhaltspunkte bieten mehrere Aussagen David Nathans in den Liner Notes des Albums. Dort heißt es:
"it's undoubtedly the Queen herself driving the rhythm section at the keyboard."
eine ähnliche Formulierung finden wir bezüglich der Aufnahme von "Spanish Harlem":
"it's clearly Aretha accompanying herself on piano on this track, and most likely throughout the entire performance."

Meine Antwort darauf? - Woah, man, not so fast....
Ich sage, daß Aretha in Wahrheit nur auf zwei der Nummern (und nicht mal auf "Spanish Harlem") spielt, und das trotz meines Enthusiasmus für ihr Klavierspiel auf den Atlantic-Alben.
Hier der Versuch einer Argumentation:

Die beiden Songs, "Medley: Bridge Over Troubled Water/ We've Only Just Begun" und o.g. Version von "Young, Gifted and Black (Instrumental)", für die eine Identifikation leichter ist, kommen im Ablauf des Abends direkt nacheinander, was für den Ablauf eines Sets natürlicher scheint, als ein ständiges hin und her (notwendig für "Spanish Harlem") . Neben stilistischen Merkmalen (dazu gleich mehr) ist es hierbei vor allem ein technisches Phänomen der Lokalisierung im Stereofeld der fertig abgemischt gefundenen Bänder: während im ersten Teil der Show das Klavier leicht in Richtung des linken Kanals spielt, wandert es bei den beiden fraglichen Nummern in den Mittelkanal, mit einer leichten Tendenz nach rechts - und ist damit im selben Feld wie der Gesang. Nicht unwahrscheinlich, da ein Gesangsmikrophon vermutlich ein Signal eines Klaviers mit aufzeichnen würde, und eine Trennung deshalb u.u. eine irritierende Dopplung ergäbe. Während das Klavier auch später an dieser Stelle im Stereofeld bleibt, ist Arethas Gesang für meine Ohren wieder weiter davon entfernt.

Freilich sind dies nicht die einzigen Indizien, auf die ich meine Argumentation baue. Der pianistische Stil der beiden Abschnitte allein unterscheidet sich in wesentlichen Punkten. Während Pianist A neben "offeneren" Akkordvoicings in seinen Verzierungen und Licks auf Skalen zurückgreift, die er häufig triolisch einsetzt und über mehrere Oktaven der Klaviatur spielt, hat Pianist B (Aretha) einen kleineren Umfang, bewegt sich meist im Notenmaterial des Akkordarpeggios und der Zwischentöne der sehr kompakt klingenden Akkorde; zusätzlich scheint es mir höchst unwahrscheinlich, daß eine Sängerin wie Aretha an extremen Stellen ihrer Performance (intensive, höhe Töne und völlig entspannte, beinah Spoken-Word-Phrasen) viele der hörbaren rhythmischen Phrasierungen am Klavier spielen würde (und in manchen synkopierten Fällen überhaupt bewerkstelligen könnte, vgl. v.a. "Spanish Harlem" ca. 1:00 - 1:25).
Gerade das Klavierspiel beider von mir Aretha zugeschriebener Performances findet allerdings vorwiegend in den Zwischenräumen der Gesangsphrasen statt, die logischere Wahl für einen einzigen Musiker; die ungenaue Rhythmik dieser Passagen (d.h. vor allem in "Bridge Over Troubled Water") ist darüber hinaus schwer realisierbar, wenn man nicht die Kontrolle über das eine oder andere rubato sowohl mittels Gesang als auch Pianistik hat; die Übereinstimmung der Betonungen und Akzente schließlich ist ein letztes deutliches Signal für die Theorie, daß eine Person beide Aufgaben innehat.

Die Begründung Gesang-Pianistik gilt natürlich nicht für das Instrumental, doch auch hier müssen wir uns nicht mit einem Argument der Kontinuität (d.h. weil die beiden Tracks aufeinanderfolgen) begnügen. Das Klavier hat im Vergleich zu den anderen Instrumenten ein bescheidenes Solo; ein effektives, ein wunderbares Solo tatsächlich - doch konträr zum Stil der Licks des Pianisten A in der ersten Hälfte des Konzerts. Erneut gibt es keine Skalen, wenige Triolen, wenig Tonumfang. Man würde sich von einem Musiker wie Pianist A ein technisch komplexeres, kurz ein "showy" Solo erwarten.

Ab der nächsten Nummer, "Oh Me Oh My" jedoch kommen immer wieder diese Licks und Phrasierungen vor, die in den 15 Minuten, während denen Aretha am Klavier zu sitzen scheint, ausbleiben. Während es schwer zu beurteilen ist, wer beim Closer "Spirit In The Dark" spielt, da es wenige Licks im Stile der anderen Performances gibt, scheint mir, daß auch hier aufgrund gewisser rhythmischer Gestaltungsweisen - und im Allgemeinen wegen des schon oben angesprochenen "offenen" Klaviersounds nicht Aretha spielt, sondern Pianist A. Soviel zu meinen Beobachtungen. Vielleicht findet sich ja ein Experte, der sich an der Identifikation As versuchen will... ;-)

Wednesday, 21. November 2007

Playlist #25, 21.11.07

- Warren Zevon: Gorilla, You're A Desperado
["Big gorilla at the L.A. Zoo/ Snatched the glasses right off my face/ Took the keys to my BMW/ Left me here to take his place"]
- Elvis Costello: No Action
["Everytime I phone you, I just wanna put you down"]
- The Modern Lovers: Hospital
["I go to bakeries all day long/ There's a lack of sweetness in my life"]
- The Rascals: You Better Run
["What you tryin to do to my soul?"]
- My Morning Jacket: I Could Never Take The Place Of Your Man (live)
["Baby don't waste your time/ I know what's on your mind..."]
Davon abgesehen habe ich endlich doch noch Oh Me Oh My: Aretha Live in Philly 1972 (Rhino Handmade Ltd. Ed.) bekommen; beinah 60 Minuten harte Groove ("Rock Steady", "Respect", "Medley: Chain Of Fools/See Saw"), midtempo Groove ("Spanish Harlem", "Don't Play That Song", "April Fools") und süße Groove ("This Girl's In Love With You", "Oh Me Oh My") - dazu eine fast siebenminütige Instrumentalversion (Aretha am Piano!) von "Young, Gifted and Black" und ein großartiges finales "Spirit In The Dark". Höchst empfehlenswert.

Friday, 16. November 2007

Un peu holprig, n'est-ce pas?

"C'est que l'on ne sait pas ici ce que c'est que de Bergers de votre sorte."

Charles Sorel: Le berger extravagant... Paris: Chez Toussainct du Bray 1627 (von mir modernisiert) p. 140

Tuesday, 13. November 2007

Unwörter (II)

"Die Hektiker, jene Formation, in der Scheuba (Jahrgang 1965) bekannt geworden ist, haben schon ihren 25. Geburtstag auf dem biographischen Konto."

[Musikfreunde (Magazin der Gesellschaft für Musikfreunde in Wien)*, Dez. 2007, p.43]

AAAAH!

(= calling a spade an implement for turning soil resembling a shovel, adapted for being pushed into the ground with the foot good night sweet ladies and having a heavy, usu. flat and oblong blade la-dee-dah)

[*wer das Blatt dafür verantwortlich macht, soll zumindest wissen, daß der Artikel von einem Mitarbeiter des Standard stammt, jenem Auffangbecken für Kulturjournalisten, die sich bevorzugt gräßlich umständlicher Phrasen und Neologismen bedienen: L. Tosic.]
BONUSTRACK: UNGLÜCKLICHE FORMULIERUNGEN
(auf der Website www.casadellibro.com)
"Desde 1923, tu librería de confianza y tu compra segura de libros en Internet."

Monday, 12. November 2007

Playlist #24, 12.11.07 - Unlikely Cover Versions

- The Jam: And Your Bird Can Sing (The Beatles)
- The Meters: Birds (Neil Young)
- Patti Smith: When Doves Cry (Prince)
- Sonic Youth: I Know There's An Answer (The Beach Boys)
- David Johansen Group: Love Child (Live) (The Supremes)
- David Bowie: It's Hard To Be A Saint In The City (Bruce Springsteen)
- (Nur in meinem Kopf): Danny Deever (Rudyard Kipling)

Sunday, 11. November 2007

Unwörter (I)

Sah gestern Nacht aus Langeweile den Film Copycat (1995) mit Sigourney Weaver und Holly Hunter. Über weite Strecken ganz unterhaltsam, obwohl die pathetischen, ewig gedehnten Showdowns weniger an meinen Nerven als an meiner Geduld zehren (kein Vergleich allerdings zum letztens wegen Schlaflosigkeit gesehenen "Mission: Impossible 2").

Worum's geht (hier, nicht im Film), ist, wieso um alles in der Welt der deutsche Titel "Copykill" lautet. Dieses telescoping der Phrase "copycat killer", heißt weder auf Deutsch noch auf Englisch irgendetwas, es sei denn man denkt an einen absurden Verb-Neologismus ("And still, my advice to you, dear friend, is to copykill, as it spares you a good deal of advance planning"). Konnte man nicht auch diesen Fall auf die diplomatische Weise der Filmübersetzungen lösen, die da wäre: Übersetzter Titel ("Sieben"), oder Originaltitel mit erklärendem Untertitel ("Reservoir Dogs - Wilde Hunde"), oder völlig anderer, mehr oder weniger sinnvoll englischsprachiger Titel (ein durch die Funktion "Filme anzeigen" bei einem Online-TV-Programm kurzfristig aufgetriebenes "Flirty Dancing" für "Let It Be Me" (1995)), oder meinetwegen sogar ein völlig anderer, sinnvoll deutschsprachiger Titel (beinah alles vor 1980, zB: "SOS - Feuer an Bord" für Only Angels Have Wings(1939)) - man will ja gar nicht den unveränderten Originaltitel fordern?
Aber nein, natürlich nicht. Wär ja auch zu einfach.

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ich verstehe diesen eintrag...
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roland_and_his_burning_nose - 27. Apr, 21:26
dort gibt es zweifellos...
dort gibt es zweifellos weiße anzüge, hawaiihemden,...
syro0 - 18. Dec, 13:00
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2009 wird ein Abba museum mit ca. 750 erinnerungsstücken...
turntable - 17. Dec, 22:29
polyphon sogar: ich bemerke...
polyphon sogar: ich bemerke erst jetzt einen gewissen...
syro0 - 26. Nov, 15:56
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diesem Hausverstand pfeift doch das schwein! grüße:-)
turntable - 25. Nov, 23:11
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gizzy duststar - 17. Nov, 20:25
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roland_and_his_burning_nose - 11. Nov, 18:41
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danke für die ehre, welche mir zuteil wird. grüße
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