TISSOT: L'ONANISME (Die Onanie) - Teil 2 "Einleitung"
Unsere Körper bauen ständig ab; und wenn wir dieses Abbauen nicht ausgleichen könnten, befiele uns bald eine tödliche Schwäche. Dieser Ausgleich findet durch Nährstoffe statt; aber diese Nährstoffe müssen in unseren Körpern verschiedene Umwandlungen durchlaufen, was man mit dem Namen der Nahrungsaufnahme bezeichnet. Von dem Zeitpunkt an, wo diese nicht stattfindet, oder schlecht stattfindet, werden alle Nährstoffe nutzlos, und verhindern nicht, daß man all die Übel erfährt die die körperliche Erschöpfung mit sich bringt. Von all den Gründen, die die Nahrungsaufnahme verhindern können, gibt es vielleicht keinen weiter verbreiteten als zu häufige Ausscheidung.
Die Machart unserer Maschine, und grundsätzlich der von Tieren, ist solcherart, daß für den Grad der Umwandlung, der für den Wiederaufbau des Körpers notwendig ist, eine gewisse Menge an Flüssigkeit vorhanden sein muß, die schon bearbeitet, und naturalisiert, wenn man mir diesen Begriff erlaubt, worden ist. Wenn diese Bedingung nicht erfüllt wird, bleibt die Verdauung und Verarbeitung unvollständig, und umso unvollständiger, wenn die Flüssigkeit welche fehlt stärker bearbeitet ist, und von größerer Wichtigkeit.
Eine robuste Amme, die man dadurch umbringen würde, wenn man ihr einige Liter Blut innerhalb von vierundzwanzig Stunden abnähme, kann dieselbe Menge Milch dem Kinde vier- oder fünfhundert Tage lang zur Verfügung stellen, ohne daß sie dadurch kenntlich negativ beeinflußt würde, weil die Milch von allen Flüssigkeiten die am wenigsten stark bearbeitete ist; sie ist eine Flüssigkeit, die beinah noch (körper)fremd ist, hingegen das Blut ist eine lebensnotwendige Flüssigkeit. Es gibt noch eine andere, die Samenflüssigkeit, die so stark auf die Körperkräfte Einfluß hat, und auf die Vollendung der Verdauung die diese wiederaufbaut, daß die Ärzte aller Zeitalter einhellig glaubten, daß der Verlust einer Unze [ein 16tel des "Liters" [livre = ca 0.5 l] von oben, Anm.d.Ü.] dieser Flüssigkeit mehr schwächen würde als der von 40 Unzen Blutes. Man kann sich eine Vorstellung ihrer Bedeutung machen, wenn man die Auswirkungen beobachtet, die sie von dem Zeitpunkte ihrer Herstellung an hat: die Stimme, die Physiognomie, sogar die Gesichtszüge verändern sich; Bartwuchs tritt auf; der ganze Körper hat plötzlich eine anderen Charakter, weil die Muskeln eine Größe und Festigkeit erreichen, die einen merkbaren Unterschied zwischen dem Körper eines Erwachsenen und dem eines jungen Mannes darstellen, der noch nicht die Pubertät durchgemacht hat. Man verhindert all diese Entwicklungen, wenn man das Organ entfernt, das zur Abtrennung der Flüssigkeit dient, die sie hervorruft [i.e. die Entwicklungen, Anm.d.Ü.]; und wahrheitsgemäße Beobachtungen beweisen, daß die Amputation der Hoden im fruchtbaren Alter dazu führt, daß der Bart verschwindet und eine kindliche Stimme zurückkehrt. [Boerhaave. Praelectiones ad institut. § 658, t.V, p. 444. Edit. Goett.] Kann man, nach alldem, an der Kraft ihrer Wirkung auf den gesamten Körper zweifeln, und nicht verstehen, aus demselben Grund, wieviele Übel die Vergeudung einer so wertvollen Flüssigkeit mit sich ziehen muß? Ihr Zweck bestimmt den einzigen legitimen Weg, sie auszustoßen. Krankheiten bewirken bisweilen die Ausschüttung. Sie kann unfreiwillig durch laszive Träume verloren gehen. Der Autor der Genesis hat uns die Geschichte des Verbrechens Onans hinterlassen, zweifellos aus dem Grund, uns seine Bestrafung zu überliefern; und wir lernen von Galen, daß Diogenes sich beschmutzt hat, indem er dasselbe Verbrechen begangen.
Wenn die gefährlichen Folgen des zu häufig auftretenden Verlustes dieser Flüssigkeit nur von der Menge abhingen, oder dieselben wären egal bei welcher Menge, wäre es kaum wichtig, hinsichtlich der Körperkonstitution, ob die Entleerung auf die eine oder die andere Weise, die ich gerade angedeutet habe, stattfände. Aber die Weise ist hier so wichtig wie der Vorgang selbst: man möge mir auch diese Formulierung erlauben, mein Thema gestattet Freiheiten dieser Art. Eine bedenkenswerte Menge Samenflüssigkeit, die auf dem natürlichen Wege verloren geht, stürzt einen in ärgerliche Übel, aber diese sind es noch viel mehr, wenn dieselbe Menge auf unnatürliche Weise ausgestoßen wurde. Die Schäden,die diejenigen aufweisen, die sich in einem natürlichen Geschäfte erschöpfen sind schrecklich; diejenigen, die die Masturbation zur Folge hat, sind es noch mehr. Es sind diese letzteren, die ganz eigentlich dieses Buch zum Inhalt hat; aber die enge Verbindung [liaison intime Anm.d.Ü.], welche sie mit denen ersteren haben, verhindert die Abgrenzung der Darstellung. Es ist diese allgemeine Darstellung, die meinen ersten Abschnitt formt; er wird gefolgt von der Erklärung der Ursachen, zweiter Abschnitt, worin ich diejenigen Ursachen abhandeln werde, die die Folgen der Masturbation gefährlicher machen; die Mittel zur Heilung und Bemerkungen über einige analoge Krankheiten schließen das Werk ab. Ich habe überall die Beobachtungen der besten Autoren denjenigen hinzugefügt, die ich selbst gemacht habe.
Die Machart unserer Maschine, und grundsätzlich der von Tieren, ist solcherart, daß für den Grad der Umwandlung, der für den Wiederaufbau des Körpers notwendig ist, eine gewisse Menge an Flüssigkeit vorhanden sein muß, die schon bearbeitet, und naturalisiert, wenn man mir diesen Begriff erlaubt, worden ist. Wenn diese Bedingung nicht erfüllt wird, bleibt die Verdauung und Verarbeitung unvollständig, und umso unvollständiger, wenn die Flüssigkeit welche fehlt stärker bearbeitet ist, und von größerer Wichtigkeit.
Eine robuste Amme, die man dadurch umbringen würde, wenn man ihr einige Liter Blut innerhalb von vierundzwanzig Stunden abnähme, kann dieselbe Menge Milch dem Kinde vier- oder fünfhundert Tage lang zur Verfügung stellen, ohne daß sie dadurch kenntlich negativ beeinflußt würde, weil die Milch von allen Flüssigkeiten die am wenigsten stark bearbeitete ist; sie ist eine Flüssigkeit, die beinah noch (körper)fremd ist, hingegen das Blut ist eine lebensnotwendige Flüssigkeit. Es gibt noch eine andere, die Samenflüssigkeit, die so stark auf die Körperkräfte Einfluß hat, und auf die Vollendung der Verdauung die diese wiederaufbaut, daß die Ärzte aller Zeitalter einhellig glaubten, daß der Verlust einer Unze [ein 16tel des "Liters" [livre = ca 0.5 l] von oben, Anm.d.Ü.] dieser Flüssigkeit mehr schwächen würde als der von 40 Unzen Blutes. Man kann sich eine Vorstellung ihrer Bedeutung machen, wenn man die Auswirkungen beobachtet, die sie von dem Zeitpunkte ihrer Herstellung an hat: die Stimme, die Physiognomie, sogar die Gesichtszüge verändern sich; Bartwuchs tritt auf; der ganze Körper hat plötzlich eine anderen Charakter, weil die Muskeln eine Größe und Festigkeit erreichen, die einen merkbaren Unterschied zwischen dem Körper eines Erwachsenen und dem eines jungen Mannes darstellen, der noch nicht die Pubertät durchgemacht hat. Man verhindert all diese Entwicklungen, wenn man das Organ entfernt, das zur Abtrennung der Flüssigkeit dient, die sie hervorruft [i.e. die Entwicklungen, Anm.d.Ü.]; und wahrheitsgemäße Beobachtungen beweisen, daß die Amputation der Hoden im fruchtbaren Alter dazu führt, daß der Bart verschwindet und eine kindliche Stimme zurückkehrt. [Boerhaave. Praelectiones ad institut. § 658, t.V, p. 444. Edit. Goett.] Kann man, nach alldem, an der Kraft ihrer Wirkung auf den gesamten Körper zweifeln, und nicht verstehen, aus demselben Grund, wieviele Übel die Vergeudung einer so wertvollen Flüssigkeit mit sich ziehen muß? Ihr Zweck bestimmt den einzigen legitimen Weg, sie auszustoßen. Krankheiten bewirken bisweilen die Ausschüttung. Sie kann unfreiwillig durch laszive Träume verloren gehen. Der Autor der Genesis hat uns die Geschichte des Verbrechens Onans hinterlassen, zweifellos aus dem Grund, uns seine Bestrafung zu überliefern; und wir lernen von Galen, daß Diogenes sich beschmutzt hat, indem er dasselbe Verbrechen begangen.
Wenn die gefährlichen Folgen des zu häufig auftretenden Verlustes dieser Flüssigkeit nur von der Menge abhingen, oder dieselben wären egal bei welcher Menge, wäre es kaum wichtig, hinsichtlich der Körperkonstitution, ob die Entleerung auf die eine oder die andere Weise, die ich gerade angedeutet habe, stattfände. Aber die Weise ist hier so wichtig wie der Vorgang selbst: man möge mir auch diese Formulierung erlauben, mein Thema gestattet Freiheiten dieser Art. Eine bedenkenswerte Menge Samenflüssigkeit, die auf dem natürlichen Wege verloren geht, stürzt einen in ärgerliche Übel, aber diese sind es noch viel mehr, wenn dieselbe Menge auf unnatürliche Weise ausgestoßen wurde. Die Schäden,die diejenigen aufweisen, die sich in einem natürlichen Geschäfte erschöpfen sind schrecklich; diejenigen, die die Masturbation zur Folge hat, sind es noch mehr. Es sind diese letzteren, die ganz eigentlich dieses Buch zum Inhalt hat; aber die enge Verbindung [liaison intime Anm.d.Ü.], welche sie mit denen ersteren haben, verhindert die Abgrenzung der Darstellung. Es ist diese allgemeine Darstellung, die meinen ersten Abschnitt formt; er wird gefolgt von der Erklärung der Ursachen, zweiter Abschnitt, worin ich diejenigen Ursachen abhandeln werde, die die Folgen der Masturbation gefährlicher machen; die Mittel zur Heilung und Bemerkungen über einige analoge Krankheiten schließen das Werk ab. Ich habe überall die Beobachtungen der besten Autoren denjenigen hinzugefügt, die ich selbst gemacht habe.
syro0 - Wed, 15.11.2006, 19:21