Saturday, 18. November 2006

Peter Sellars

Der Mann tut was für die moderne Musik. Das New Crowned Hope - Festival (ich werde am 28.11. Kaija Saariahos La Passion de Simone sehen, und darüber berichten), für das Sellars verantwortlich zeichnet, bietet ein exzellentes Programm, u.a. Uraufführungen und Erstaufführungen selten gehörter Komponisten, dafür muß man dankbar sein. In einem Interview mit dem Profil Ausgabe 45, 2006 jedoch redet er, mit Verlaub, Unsinn:

Profil: Sie mischen seit Jahren Theater- und Opernstars mit Laien oder Halbprofessionellen, geben Ihrer Arbeit einen stark sozialpolitischen, interventionistischen Anstrich. Woher kommt das?

Sellars: Für mich ist das nichts Besonderes. Man muss sich doch fragen: Warum sollte man so etwas nicht machen? Es ist seltsam, dass ich das immer wieder erklären muss - ausgerechnet in Wien, wo mit Beethoven, Mozart und Haydn drei der politisch wirksamsten Komponisten arbeiteten, die je gelebt haben. Diese drei haben ganz offen versucht, die Welt besser zu machen. Sie sind von der Idee ausgegangen, dass ein wirklich brillantes Streichquartett tatsächlich die Welt ändern könnte. Kunst ohne sozialen Plan halte ich für absurd. Jede "apolitische" Interpretation Mozarts frappiert mich zutiefst: Wie kann man nicht sehen, was bei Mozart auf jeder einzelnen Seite steht?



Muß man da noch betonen, daß gerade Streichquartette im späten 18. Jahrhundert ausschließlich fürs Musizieren im privaten Kreis bestimmt waren (ähnlich wie zB Klaviersonaten) und daß erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts öffentliche Aufführungen stattfanden? Somit hätten Mozart et al schlummernd politisch komponiert, oder wie? Was bei Mozart "auf jeder einzelnen Seite steht" sind Noten, herrlich aufeinander abgestimmt vielleicht, aber doch Noten. Man sollte die Kunst dafür nehmen, was sie ist, und ihr kein (sozial)politisches Korsett umschnallen. Solche Ideen sind das genaue Gegenteil von dem, was die Musik der genannten Meister auszeichnet: nämlich im besten Falle Zeitlosigkeit und Allgemeingültigkeit ALS KUNST.

Friday, 17. November 2006

Bücher, bei denen man froh ist, daß sie nie geschrieben wurden

Klicken Sie jetzt auf Morgen

Ein Mann entdeckt eine Online-Suchmaschine, die über zukünftige Ereignisse Auskunft gibt. Diese rettet seine finanziell disaströse Lage, indem sie ihm zu einem Vermögen durch Aktienspekulation verhilft, aber bedeutet auch negative Veränderungen, als er von einer Affäre seiner Frau erfährt, und davon, daß sie sich bald von ihm trennen wird.
Am Ende googelt er seinen eigenen Tod, worauf ihm die Suchmaschine die nämliche Sekunde mitteilt.

Dudley Moore parodiert Beethoven

Disclaimer: Personen, die musikalische Parodien grundsätzlich, die von klassischer Musik, gar Beethoven, im speziellen, nicht witzig finden, werden hiermit gebeten, ihre einschlägigen Kommentare zurückzuhalten.




[Link von A.C.Douglas, der ihn seinerseits von hier hat.]

Wednesday, 15. November 2006

TISSOT: L'ONANISME (Die Onanie) - Teil 2 "Einleitung"

Unsere Körper bauen ständig ab; und wenn wir dieses Abbauen nicht ausgleichen könnten, befiele uns bald eine tödliche Schwäche. Dieser Ausgleich findet durch Nährstoffe statt; aber diese Nährstoffe müssen in unseren Körpern verschiedene Umwandlungen durchlaufen, was man mit dem Namen der Nahrungsaufnahme bezeichnet. Von dem Zeitpunkt an, wo diese nicht stattfindet, oder schlecht stattfindet, werden alle Nährstoffe nutzlos, und verhindern nicht, daß man all die Übel erfährt, die die körperliche Erschöpfung mit sich bringt. Von all den Gründen, die die Nahrungsaufnahme verhindern können, gibt es vielleicht keinen weiter verbreiteten als zu häufige Ausscheidung.

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Monday, 13. November 2006

Cleetus: "This avocado just gave me a wedding ring"

cleetus

Sunday, 12. November 2006

TISSOT: L'ONANISME (Die Onanie) - Teil 1 "Préface"

Teaser:
"ich habe seit der letzten Auflage dieses Werkes Ärzte getroffen, die glaubten, daß ich die Gefahren übertrieben hätte, und die mir versicherten, daß sie noch nie Krankheiten, die durch diese Ursache hervorgerufen worden wären, gesehen hätten; ich kann ihnen meinerseits versichern, daß das Übel noch viel größer ist, als ich es gezeichnet habe, daß es in extremer Häufigkeit vorkommt, und daß sie sehr oft Krankheiten dieser Art behandelt haben, wenngleich ohne es zu vermuten"

--> Das gesamte Vorwort.

TISSOT: L'ONANISME (Die Onanie) -- Eine Einführung

Schon vor einiger Zeit, nachdem ich den medizinisch-didaktischen Text L'Onanisme. Essai sur les maladies produites par la masturbation, 1760, [Die Onanie. Essay über die Krankheiten die von der Masturbation hervorgerufen werden.]
von S.A. Tissot (1728-1797) in den gratis online verfügbaren Buchscans der BNF, Gallica Classique, fand, hatte ich die Idee, diesen zu übersetzen, und die wahnwitzigen Ideen des Autors einem modernen Publikum näherzubringen.
Ich hatte den Text schon beinah vergessen, als ich vor kurzem durch ein Gespräch daran erinnert wurde. Diesen Blog als Plattform für die Übersetzung zu nutzen, die in jeweils zwei wöchentlichen Installationen entstehen soll, war eine natürliche Konsequenz.


Im Laufe des heutigen Abends soll der erste Textabschnitt, Tissots Vorwort, online gehen.

Textquelle, um diese Frage restlos zu klären, ist eine Ausgabe von Garnier Frères, Paris: 1903. "Nouvelle édition revue et augmentée de la traduction des citations latines." [Neu durchgesehene Ausgabe, um die Übersetzung der lateinischen Zitate erweitert]

Don't fuck with Roy Black ... vor allem nicht, wenn er auf einem Traktor sitzt

royblack

Thursday, 9. November 2006

Playlist #5, 9.11.06

Lang lang ist's her.
Aber gut: wieder mal eine Playlist.

- The Meters: Running Fast (Single Version)
- Buffalo Springfield: Mr. Soul
- Iggy Pop: The Passenger
- Elvis Costello: Uncomplicated
- Joy Division: Day Of The Lords
- Patti Smith: We Three
- David Bowie: Word On A Wing
- Hindu Love Gods: Raspberry Beret

Eine erstaunliche Abfolge, wonach Shuffle sichtlich müde war: The Move - Something
So nicht. ;-)

Tuesday, 7. November 2006

Einige Gedanken zu wissenschaftlichem Elitarismus

Nochmal Genette, ich bekenne mich schuldig.
Aber ein interessantes Phänomen bei (vor allem französischen) Theoretikern ist eine unbeirrbare Arroganz, ein unverhohlener Snobismus, daß von "bekannten" Büchern en passant nur die Titel und nicht die Autoren genannt werden. Germinal, Tusculanae disputationes, Anton Reiser, wir verstehen uns...
Im Index, zur Wiedergutmachung, finden sich dann nur die Autorennamen, mit den entsprechenden Verweisen. Automatische Indexerstellung ist da freilich keine Möglichkeit.

[Insgeheim finde ich das alles aber gar nicht so schlecht...]

Saturday, 4. November 2006

Überraschung von der Theoriefront

Nach längerem Zögern habe ich mich endlich dazu durchgerungen, wieder mal französische Literaturtheorie zu lesen. Gérard Genettes Seuils ("Paratexte")

Der Mann, das muß ich zugeben, ist gebildet, hochintelligent und witzig. Beispiel für letzteres: (aus dem Kapitel über die Titelgebung)

"Le procédé le plus économique est certainement celui de Senancour, qui publie en 1804 un Oberman, puis en 1833 une version remaniée sous le nouveau titre Obermann. Il n'a malheureusement pas persévéré dans cette voie pour la troisième édition, plus fortement remaniée, de 1840, qui ne porte pas un troisième n." [Seuils, p.73]

[Die ökonomischste Vorgehensweise [der Veränderung des Titels eines Buches, Anm.] ist sicherlich die Senancours, der 1804 einen Oberman veröffenlicht, dann 1833 eine überarbeitete Version unter dem neuen Titel Obermann. Leider hat er diesen Weg nicht für die dritte Ausgabe von 1840, stärker überarbeitet, verfolgt, die kein drittes n aufweist.]

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ich verstehe diesen eintrag...
ich verstehe diesen eintrag noch immer nicht...
roland_and_his_burning_nose - 27. Apr, 21:26
dort gibt es zweifellos...
dort gibt es zweifellos weiße anzüge, hawaiihemden,...
syro0 - 18. Dec, 13:00
2009 wird ein Abba museum...
2009 wird ein Abba museum mit ca. 750 erinnerungsstücken...
turntable - 17. Dec, 22:29
polyphon sogar: ich bemerke...
polyphon sogar: ich bemerke erst jetzt einen gewissen...
syro0 - 26. Nov, 15:56
diesem Hausverstand pfeift...
diesem Hausverstand pfeift doch das schwein! grüße:-)
turntable - 25. Nov, 23:11
très charmant
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gizzy duststar - 17. Nov, 20:25
lol!
lol!
roland_and_his_burning_nose - 11. Nov, 18:41
danke für die ehre, welche...
danke für die ehre, welche mir zuteil wird. grüße
turntable - 2. Nov, 17:02

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Tacones lejanos (Pedro Almodóvar)

Matador (Pedro Almodóvar)

Ladri di biciclette (Vittorio de Sica)

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