Les-belles-lettres

Saturday, 17. February 2007

AARGH!!!

Ich hatte Ende letzten Jahres nach beschwerlicher Suche endlich eine Ausgabe von E.T.A. Hoffmanns Serapions-Brüdern in einem Antiquariat in Wien aufgetrieben, da es zur Schande des deutschen Buchmarktes bis auf die Werkausgabe (Bd. 4) im Deutschen Klassiker Verlag (Nur gebunden erhältlich. Der Preis für den kleinen Band: 102 Euro) keine wie auch immer ausgestattete Fassung gibt.

Das Buch stammt aus der Winkler Dünndruck-Ausgabe der Werke Hoffmanns in fünf Bänden, Mitte der sechziger Jahre erschienen, der Preis, deftige, wenn auch gerechtfertigte 27 Euro, gerechtfertigt bloß, da sich der Band in beinahe einwandfreiem Zustand befand.

Beinahe einwandfrei, wie sich erst heute herausgestellt hat:

Im Zuge einer Recherche für eine Arbeit über Hoffmann und Nikolaj Gogol', bin ich auf Seite 384, gegen Ende der Erzählung Doge und Dogaresse auf den Halbsatz "Am Abend weiß man nicht, was der Morgen bringt, was--- " gestoßen.
Es geht weiter mit dem Vers "Den hat die Weisheit daran geschossen", aus der Erzählung Meister Martin der Küfner und seine Gesellen auf Seite 417. Übersprungen werden sowohl Ende von Doge und Dogaresse, der Anfang des Meister Martin, die Rahmenhandlung des Vierten Abschnittes und der Aufsatz Alte und neue Kirchenmusik.
Was soll man machen, wenn ein Druckbogen fehlt. Fluchen? Verzweifeln?
Lustig, nicht?

Wednesday, 7. February 2007

Penis-Sonett

Giuseppe Gioacchino Belli schrieb in römischem Dialekt ein Sonett "Er padre de li santi", das John Keats, der englische Dichter und Protagonist in Anthony Burgess' Roman Abba Abba im Roman ins Englische übersetzt. Wenn auch das Original niemanden interessieren wird, stelle ich doch die "Übersetzung" online. Das Sonett ist ein sonetto caudato (Sonett mit Schwanz) -- eine besondere Form, die zu den üblichen 14 Versen einen "verso rotto" mit dem letzten Reim (D im konventionellen Schema ABBA ABBA CDC DCD) plus eine beliebige Reihe von weiteren Versen anhängt.

Here are some names, my son, we call the prick:
The chair, the yard, the nail, the kit, the cock,
The holofernes, rod, the sugar rock,
The dickory dickory dock, the liquorice stick,
The lusty Richard or the listless Dick,
The old blind man, the jump on twelve o'clock,
Mercurial finger, or the lead-fill'd sock,
The monkey, or the mule with latent kick.

The squib, the rocket, or the roman candle,
The dumpendebat or the shagging shad,
The love-lump or the hump or the pump-handle,
The tap of venery, the leering lad,
The handy dandy, stiff-proud or a-dandle,
But most of all our Sad Glad Bad Mad Dad.

And I might add
That learned pedants burning midnight tapers
Find Phallus, apt for their scholastic papers,
And one old man I know calls it Priapus.
His wife has no word for it but a sigh --
A sign that Joy has somehow past her by.
Man würde sich eine deutsche Version davon wünschen. Traut sich jemand darüber?

Sunday, 21. January 2007

Gratuliert mir!

Habe heute einen längeren Erzähltext (ca 30.000 Wörter) abgeschlossen, an dem ich seit einem halben Jahr geschrieben habe. Titel: Das Komplott

Jetzt noch mal überarbeiten. Im Februar sollte ich fertig sein. Yay!

Wednesday, 17. January 2007

Chrétien de Troyes: Érec et Énide, v. 2085ff. -- Hochzeitsnacht

Quant vuidie lor fu la chambre,
Lor droit rendent a chascun membre;
Li huil d'esgarder se refont,
Cil qui d'amors la voie font
Et lor message au cuer envoient,
Car mout lor plait quanque il voient.
Aprés le message des iauz
Vint la douceurs, qui mout vaut miauz,
Des baisiers qui amors atraient.
Andui cele douceur essaient
Et lor cuers dedanz en aboivrent,
Si que a poinnes s'en dessoivrent.
De baisier fu li premiers jeus;
Et l'amors qui iert entr'aux deus,
Fist la pucele plus hardie:
De rien ne s'est acohardie,
Tot soffri, que que li grevast.
Ainçois que ele se levast,
Ot perdu le non de pucele;
Au matin fu dame novele.

Saturday, 16. December 2006

Edmund Spenser: The Faerie Qveene, Bk. I, Canto VII, 39-41

What worlds delight, or ioy of liuing speach
Can hart, so plungd in sea of sorrowes deep,
And heaped with so huge misfortunes, reach?
The carefull cold beginneth for to creep,
And in my heart his yron arrow steep,
Soone as I thinke vpon my bitter bale:
Such helplesse harms yts better hidden keep,
Then rip vp griefe, where it may not auaile,
My last left comfort is, my woes to weepe and waile.

Ah Lady deare, quoth then the gentle knight,
Well may I ween, your grief is wondrous great;
For wondrous great griefe groneth in my spright,
Whiles thus I heare you of your sorrowes treat.
But woefull Lady, let me you intrete,
For to vnfold the anguish of your hart:
Mishaps are maistred by aduice discrete,
And counsell mitigates the greatest smart;
Found neuer help, who neuer would his hurts impart.

O but (quoth she) great griefe will not be tould,
And can more easily be thought, then said.
Right so (quoth he) but he, that neuer would,
Could neuer: will to might giues greatest aid.
But griefe (quoth she) does greater grow displaid,
If then it find not helpe, and breeds despaire.
Despaire breeds not (quoth he) where faith is staid.
No faith so fast (quoth she) but flesh does paire.
Flesh may empaire (quoth he) but reason can repaire.

[Ed. A.C.Hamilton, Revised Second Edition, Pearson/Longman: 2001, p.100]

Monday, 11. December 2006

Flaubert unzensiert

Wieder mal auf Französisch, man errötet ja beinahe beim Übersetzen.

Dans ce même quartier de Galata nous avons été un jour dans un sale broc pour baiser des négresses. - Elles étaient si ignobles que le coeur m'en a failli. J'allais m'en aller quand la maîtresse du lieu a fait signe à mon drogman et l'on m'a conduit dans une chambre à part, très propre. Il y avait là, cachée derrière les rideaux et au lit, une toute jeune fille de 16 à 17 ans, blanche, brune, corsage de soie serré aux hanches, extrémités fines, figure douce et boudeuse. C'était la fille même de Madame, réservée exprès pour les grandes circonstances. Elle faisait des façons, on l'a forcée de rester avec moi. Mais quand nous avons été couchés ensemble et que mon index était déjà dans son vagin, après que ma main avait parcouru lentement deux belles colonnes d'albâtre couvertes de satin (style polisson empire), je l'entends qui me demande en italien à examiner mon outil pour voir si je ne suis pas malade. Or comme je possède encore à la base du gland une induration et que j'avais peur qu'elle ne s'en aperçût, j'ai fait le monsieur et j'ai sauté à bas du lit en m'écriant qu'elle me faisait injure, que c'était des procédés à révolter un galant homme, et je me suis en allé, au fond très embêté de n'avoir pas tiré un si joli coup, et très humilié de me sentir avec un vi in-présentable.
Dans un autre lupanar nous avons baisé des Grecques et des Arméniennes passables.

[Lettre à Louis Bouilhet. Athènes, au Lazaret du Pirée, 19 décembre 1850. Jeudi.; in: Flaubert. Correspondance I (janvier 1830 à avril 1851). Éd. Jean Bruneau, Gallimard: Paris 1973, p. 729f. (=Pléiade)]

[Im selben Viertel von Galata waren wir eines Tages in einem dreckigen Laden, um Negerinnen zu vögeln. - Sie waren so abstoßend, daß mir der Mut verging. Ich war daran, zu gehen, als die Besitzerin des Ortes meinem Dolmetscher ein Zeichen gab und man mich in ein sehr sauberes Nebenzimmer führte. Dort fand sich, versteckt hinter den Vorhängen auf dem Bett, ein sehr junges Mädchen von 16 oder 17 Jahren, weiß, brünett, um die Hüften geschlossene Seidencorsage, zarte Glieder, sanfte und ablehnende Figur. Das war die Tochter von Madame selbst, ausdrücklich für wichtige Umstände reserviert. Sie machte Faxen, man hatte sie gezwungen, mit mir niederzuliegen. Aber als wir miteinander im Bett waren und als mein Zeigefinger schon in ihrer Vagina war, nachdem meine Hand langsam zwei schöne Alabastersäulen, von Seide bedeckt (Stil eines Empire-Lausbuben) hinaufgewandert war, höre ich, wie sie mich auf Italienisch ersucht, sie mein Werkzeug untersuchen zu lassen, um zu sehen, ob ich nicht krank bin. Nun, da ich an der Wurzel der Eichel noch eine Verhärtung habe und Angst hatte, daß sie sie bemerken könnte, habe ich den Herrn gespielt und bin ans Ende des Bettes gesprungen während ich schrie, daß sie mich beleidigte, daß dies Dinge sind, die einen feinen Herren abstoßen und ich bin gegangen, ganz eigentlich verärgert, nicht einen so schönen Stich machen zu können, und sehr erniedrigt, mich mit einem unpräsentierbaren vi [? habe keine idee, was das wort selber ist, obwohl die ungefähre bedeutung zu erraten ist] zu fühlen.
In einem anderen Puff haben wir passable Griechinnen und Armenierinnen gevögelt.]

Tuesday, 5. December 2006

Respektlose Literaten Teil 2

Ein fabelhaftes Gedicht von Arthur Rimbaud (vorerst ohne Übersetzung).

L'IDOLE. Sonnet du Trou du Cul

Obscur et froncé comme un oeillet violet
Il respire, humblement tapi parmi la mousse
Humide encor d'amour qui suit la fuite douce
Des Fesses blanches jusq'au coeur de son ourlet.

Des filaments pareils à des larmes de lait
Ont pleuré, sous le vent cruel qui les repousse,
À travers de petits caillots de marne rousse
Pour s'aller perdre où la pente les appelait.

Mon Rêve s'aboucha souvent à sa ventouse;
Mon âme, du coït matériel jalouse,
En fit son larmier fauve et son nid de sanglots.

C'est l'olive pâmée, et la flûte câline;
C'est le tube où descend la céleste praline:
Chanaan féminin dans les moiteurs enclos!

Albert Mérat. P.V. - A.R.

[Die letzte Zeile weist auf die Ko-Autorschaft Rimbauds und seines Freundes Paul Verlaine hin, die Albert Mérat offensichtlich parodieren. Die verwendete Ausgabe [Poésies. Éd. L. Forestier. Gallimard: 1999] präzisiert: die Quartette stammen von Verlaine, die Terzette von Rimbaud.]

Sunday, 3. December 2006

Respektlose Literaten Teil 1

War eine ruhige Woche auf meinem Blog. Die Kritik von Frau Schneiders Auftritt im Konzerthaus kommt bald, keine Sorge, inzwischen will ich die Leserschaft mit einigen Stücken erheitern, die von respektablen, aber respektlosen Autoren stammen. Seht selbst.

Mean Time on every Pissing-Post
Paste we this Recreant's Name,
So that each Pisser-by shall read,
And piss against the same.


und, weils so schön ist, vom selben Dichter (Alexander Pope) ein Epigramm,

On Queen Caroline's Death-Bed

Here lies wrapt up in forty thousand towels
The only proof that C*** had bowels.




[The Poems of Alexander Pope. A One-Volume Edition of the Twickenham Text with Selected Annotations. Edited by John Butt. Yale University Press, New Haven: 1963. p. 471 ("Duke upon Duke" pp. 467-471), bzw. p. 832]

Sunday, 26. November 2006

Bisweilen...

... denke ich mir, es wäre nur gerecht, wenn man Bücher zurück-quälen könnte, sobald sie einen beim Lesen quälen. Geht nicht, daran läßt sich nichts ändern.

Tuesday, 7. November 2006

Einige Gedanken zu wissenschaftlichem Elitarismus

Nochmal Genette, ich bekenne mich schuldig.
Aber ein interessantes Phänomen bei (vor allem französischen) Theoretikern ist eine unbeirrbare Arroganz, ein unverhohlener Snobismus, daß von "bekannten" Büchern en passant nur die Titel und nicht die Autoren genannt werden. Germinal, Tusculanae disputationes, Anton Reiser, wir verstehen uns...
Im Index, zur Wiedergutmachung, finden sich dann nur die Autorennamen, mit den entsprechenden Verweisen. Automatische Indexerstellung ist da freilich keine Möglichkeit.

[Insgeheim finde ich das alles aber gar nicht so schlecht...]

Users Status

You are not logged in.

Neue Kommentare

ich verstehe diesen eintrag...
ich verstehe diesen eintrag noch immer nicht...
roland_and_his_burning_nose - 27. Apr, 21:26
dort gibt es zweifellos...
dort gibt es zweifellos weiße anzüge, hawaiihemden,...
syro0 - 18. Dec, 13:00
2009 wird ein Abba museum...
2009 wird ein Abba museum mit ca. 750 erinnerungsstücken...
turntable - 17. Dec, 22:29
polyphon sogar: ich bemerke...
polyphon sogar: ich bemerke erst jetzt einen gewissen...
syro0 - 26. Nov, 15:56
diesem Hausverstand pfeift...
diesem Hausverstand pfeift doch das schwein! grüße:-)
turntable - 25. Nov, 23:11
très charmant
très charmant
gizzy duststar - 17. Nov, 20:25
lol!
lol!
roland_and_his_burning_nose - 11. Nov, 18:41
danke für die ehre, welche...
danke für die ehre, welche mir zuteil wird. grüße
turntable - 2. Nov, 17:02

Filme

Tacones lejanos (Pedro Almodóvar)

Matador (Pedro Almodóvar)

Ladri di biciclette (Vittorio de Sica)

Nicht nur auf Italienisch wünschenswert

Search

 

Status

Online for 6438 days
Last update: 27. Apr, 21:26

Credits


Admin
Anderes
Decameron in Limericks
Doppelbelichtungen
Killerchamäleons
L'Onanisme - Die Onanie (Tissot)
Les-belles-lettres
Musik
Playlists
Quotable
Total durchgeknallt
Profil
Logout
Subscribe Weblog